Samstag, 16. Juni 2018

Ein königliches Schiff

Ein geklautes Bild gleich vorneweg: Die schöne QE2 hat nun endlich festgemacht bei uns am alten Kreuzfahrtterminal und startet gerade in ihr zweites Leben als Hotel der eher ungewöhnlichen Art.


Die Queen Elizabeth 2, kurz QE2 - man erinnert sich an das gleichnamige Album von Mike Oldfield - hatte ihren Stapellauf im September 1967 und ist damit genau drei Wochen jünger als ich. Sie ist eine Ikone der Transatlantikroute, und ihre Eleganz macht Lust, die Strecke mal mit einem Schiff statt wie üblich im engen Flieger zu bewältigen.

Kurzer Exkurs in die Geschichte: Die QE2 ist die Nachfolgerin der beiden größeren Dampfer RMS Queen Elisabeth und RMS Queen Mary aus der Zeit vor den schnellen Flugzeugen. Nach 35 Jahren im Transatlantik-Liniendienst, als Kreuzfahrt- und auch als Kriegsschiff wurde sie 2004 von der doppelt so großen QM2 abgelöst, die man heute regelmäßig z.B. in Hamburg bewundern kann. Die alte QE1 fand ihr tragisches Ende 1972 im Hafen von Hongkong, während die QM1 heute in Long Beach als Hotel- und Museumsschiff weiterlebt.

Der Kaufpreis der QM1 lag 1967 bei schlappen 1,23 Millionen Pfund. Inflationsbereinigt waren das im Jahr 2008 ca. 10 Millionen USD. Dubai hat im selben Jahr für die QE2 das Zehnfache hingelegt, 100 Mio USD - ein perfekter Ausdruck der damaligen Was-kostet-die-Welt-Mentalität der Scheichs vor der Krise. Danach lag das Projekt auf Eis, zeitweilig wurde über eine jährliche Vermietung für 1 Mio USD nach Asien verhandelt, mit späterer Kaufoption für 35 Mios - die reine Verzweiflung, so scheint's.

Letztlich blieb man wohl auf ihr sitzen und hat nun, Augen zu und durch, die Umwandlung in ein Hotel abgeschlossen. Aber nicht, ohne nochmal den Kaufpreis in die Renovierung zu stecken. Wahnsinn. Ob die Sache sich bei den 224 Zimmern jemals rechnen wird? Bei der QM1 in Long Beach sind nun weitere 300 Mio USD fällig, damit der Kahn nicht absäuft. Das wären allein 6 Mio pro Jahr an Preventive Maintenance (hätte man sie denn gemacht). Bei sehr guter Belegung müsste jedes Zimmer der QE2 allein dafür täglich 100 USD einbringen, nur für die Wartung! Klare Antwort: No freaking way! Aber darum geht es ja nicht unbedingt, sondern, siehe Burj Al Arab, um die Symbolik und den Marketingeffekt.

Im Schiff wird noch fleißig an den Details gearbeitet. Noch sind nicht alle Restaurants eröffnet, und daher gibt es einen Residents Discount fürs Hotel. Man kann auch einfach so mal aufs Schiff und sich frei umsehen. Das haben wir kürzlich an einem heißen und schwülen Abend getan und ein paar Bilder mitgebracht. Ohne Zweifel, die Sechziger Jahre hatten Stil.

Majestätisch liegt sie da.

Das ist ein bisschen wie im Titanic-Film.

Bar mit Konzertbühne

Der Charme vergangener Zeiten

Ein Casino für die Amis aus New York

Das kleine aber feine Theater

Ein Restaurant, noch nicht geöffnet.

Hauptgang mit Wachposten

Der große Ballsaal

Die kreisrunde "Midship Lobby Area"

Sorgsam restauriertes Treppenhaus

Eine Einkaufsmeile wird es auch geben.

Das alte Kreuzfahrtterminal wurde für die QE2 aufgemöbelt und dient nun als Hotelrezeption und kleines Schifffahrtsmuseum. Dort steht auch eine virtuelle Brücke mit dem original Steuerrad. Erstaunlich klein für die Größe des Dampfers.



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