Dienstag, 31. Oktober 2017

Elektrodickfahrradausflug

Dem Deutschen sein teutonischer Wald ist dem Golfaraber seine Wüste: Er ist in ihr aufgewachsen, hält sie für gegeben, behandelt sie manchmal schlecht, und vermisst sie erst, wenn er sie nicht mehr hat. Für uns Waldmenschen hat die Wüste auch nach Jahren nichts von ihrer Faszination verloren, wir lieben sie, haben Respekt vor ihr, und schütteln den Kopf über jedes Stück Müll, dass achtlos hineingeworfen wurde.

Für die Einstandstour zur neuen Saison haben wir diesmal die Jeeps und Landys stehen lassen und stattdessen auf Fatbikes umgesattelt. E-Fatbikes, um genau zu sein, denn was liegt näher für das Fahren im Sand, als diese beiden Dinge zu kombinieren. Wer einmal eine Düne hinaufgekeucht ist, weiß, wie anstrengend das ist. Unvorstellbar, dass ich da ohne Elektrohilfe mehr als drei davon geschafft hätte.




Wir fuhren 24 km in knapp drei Stunden, und das war ganz schön sportlich trotz E-Antrieb und Ersatzakku. Wer deutlich fitter ist als wir ollen Ü50er schafft das natürlich auch ohne "E", siehe dieses dynamische Video. Ich hatte keine Gelegenheit, passable Bilder zu machen, aber immerhin hatte ein Offroadkollege mal ein früheres Minivideo hochgeladen, das schön zeigt, wie es funktioniert.


Man muss dabei auf die gleichen Sachen achten wie beim Dune Bashing mit dem Auto: Nimmt man nicht genug Schwung, bleibt man stecken. Meistens passiert das auf dem Dünenrücken, wo der Sand weich ist, und dann steht man da, mit 30 Kilo Fahrrad halb im Sand vergraben. Weiterfahren ist nicht, also entweder das Trumm hochschleppen, oder zurück ins Tal wuppen und nochmal probieren. Auch beim "Fliegen" quer über die Düne muss man denselben Moment an Mut aufbringen und beim Abgang auf der steilen Leeseite sogar noch Gas geben, sonst sinkt das Vorderrad ein. Woraufhin man einen sauberen Abgang über den Lenker macht und als paniertes Schnitzel wieder aufsteht. Ich weiß, wovon ich rede!

Aber irgendwann hat man das raus, und dann ist man "im Flow", es läuft, und man genießt die wunderbare Landschaft auf eine ganz neue, stille Weise. Es war ein sehr schöner Vormittag.

Samstag, 21. Oktober 2017

Ein Fünf-Sterne-Wochenende

Wenn der Nachwuchs aus dem Haus ist (bzw. der verbleibende Pupertäter eh nur im Zimmer rumhängt und nix von einem will außer Futter, Taschengeld und ab und zu eine neue E-Gitarre), dann kann bzw. muss man sich wieder mehr auf seine Partnerschaft besinnen. Da ist durchaus etwas Beziehungsarbeit dabei, denn bis vor kurzem noch wurden viele unserer Aktivitäten von den Kindern bestimmt, oder sie waren zumindest immer mit dabei. Kurz: Wir waren meistens von uns selbst abgelenkt. Jetzt wird es ruhiger, manchmal einsamer, und wir stellen uns auf einen neuen Lebensabschnitt ein.

Im Gegensatz zur Zeit vor den Kindern haben wir nun ein bisschen mehr Kohle für die feineren Dinge des Lebens. Ein paar Kilometer mehr auf dem Tacho haben wir zwar auch, aber für ein romantisches Wochenende reicht es immer noch. Diesmal im überaus feinen Miramar-Resort an der Ostküste des Landes, direkt am Ende der Straße von Hormuz. Dort liegt der Golf von Oman, der zum Arabischen Meer gehört, einem Teil des gigantischen Indischen Ozeans.

Glasklares Wasser, gutes Essen, eine kleine Suite und Zeit zu zweit, purer Luxus. Für manche Leute ist dieser Fünf-Sterne-Lifestyle normaler Alltag, für viele andere nicht ansatzweise erreichbar, und für uns etwas Besonderes, das wir sehr genossen haben. Die Bilder sprechen für sich.









Wie geht der Spruch... Geld allein macht nicht glücklich, aber lieber im Sportwagen heulen als im Stadtbus. Da ist was dran.

Sonntag, 15. Oktober 2017

Der kleine Punk und ich

Carls Musikgeschmack ist kürzlich von Rock über Hard Rock auf Metal übergegangen. Passend dazu hat er sich einen leichten Mohawk schnipseln lassen, soweit es die Schulordnung eben zuließ. Haartechnisch kann ich da zwar nicht mehr mithalten, musikalisch aber schon.


Da traf es sich gut, dass Dream Theater in die Stadt kamen. Die Band spielt Progressive Metal, also technisch anspruchsvollen, aufwendig arrangierten Rock und Metal. Aus der Konserve tue ich mir das zwar selten an, live ist das allerdings eine ganz andere Nummer.

Als Referenzstück für Interessierte bietet sich The Dance of Eternity an, besonderes der dreiminütige Ausschnitt ab 2:10. Man beachte den 6-saitigen Bass und die 7-saitige Gitarre! Und wie immer gilt die Regel: Der Bassist ist immer der Coolste.

Die Gruppe ist seit 25 Jahren unterwegs, alles studierte Musiker und anerkanntermaßen mit die Besten ihres Fachs. Gitarrist John Petrucci ist wenige Tage älter als ich, und wenn wir auch nicht unsere Gitarrenfähigkeiten gemeinsam haben, so doch zumindest den zurückweichenden Haaransatz.

Er spielt schnell, unglaublich schnell, 20 bis 30 Noten pro Sekunde, aber kein Eddie-Van-Halen-Shredding sondern präzise Melodiefolgen. Was das bedeutet, sieht man sehr schön bei diesem Mitschnitt ab 3:39. Spätestens bei 3:52 stellt jeder Hobby-Shredder seine Klampfe weinend in die Ecke.




Von führenden Rockmusikern empfohlen: Ohrenstöpsel. Die waren das Wichtigste überhaupt. Carl hat mich anfänglich noch ausgelacht, aber nur bis zum ersten Akkord. Die Bässe im Magen gehören dazu, klar, aber wenn im Kopf nur noch verzerrter Lärm ankommt, weil das Trommelfell am Anschlag ist, wo ist dann der Sinn? Ich hab noch nie kapiert, wie die Leute das aushalten. Carl ist jedenfalls genauso lärmsensibel wie ich und war heilfroh um die Dinger.

Auch der Kamera habe ich Ohrenstöpsel verpasst (dicker Gummipuffer vorm Mikrofon), und trotzdem ist mein Bootleg leicht verzerrt. Tolle Lightshow, immerhin. Virtuose Solis ab ca. 4:00, 8:00 und 17:30, und ein bisschen Metallica ab 19:00. Ein Spitzenkonzert über knapp drei Stunden.


(Auch interessant: Das komplette Dark Side of the Moon Album, eine echte Hommage, da exakt und mit beträchtlichem Aufwand nachgespielt. Allein der analoge Synthesizer, eine ganze Wand, ist sehens- und hörenswert.)

Dienstag, 10. Oktober 2017

Unser Fliewatüüt

Der eine oder die andere hat's vielleicht in den News gesehen: Demnächst gibt es bei uns fliegende Taxis. Bis zur Serienreife wird noch einige Zeit vergehen - und auch dann möchte ich nicht unbedingt der erste Fluggast sein - doch bis dahin freue ich mich, dass hier eine deutsche Firma, Volocopter, ganz vorne mit dabei ist.


Doch die Konkurrenz schläft nicht, denn eben erst hat Boeing den Lufttaxi-Pionier Aurora akquiriert. Hier geht es also nicht mehr nur um eine fixe Idee, sondern um die urbane Lufthoheit der Zukunft. Wenn ich an den Lärm denke, den allein meine kleine Hobbydrohne gemacht hat, dann wird das eine laute Zukunft. Mit der Verdrängung fossiler Autos sollte es eigentlich ruhiger werden in den Städten, nicht umgekehrt!

Das sind freilich alles kleine Brötchen, die da gebacken werden. Während ich mich ganz bescheiden über die ersten Tesla Taxis in Dubai freue, ist Tony Stark schon ein paar Lichtjahre weiter: Wir fliegen mit Raketen zu jedem beliebigen Punkt auf dem Planeten in maximal einer Stunde. Und zum Mars sowieso, alles mit dem gleichen System, der Big Fucking Rocket (ja, heißt tatsächlich so). Aber nicht erst irgendwann, sondern schon 2024. OK, "frühestens", aber selbst wenn es zehn Jahre später passieren sollte, wäre das ziemlich irre.

Die kleinen UAE mit den großen Zukunftsplänen wollen da mit von der Partie sein. Und was liegt näher als eine Kolonie-Simulation, denn die Landschaft hier ist der Marsoberfläche nicht unähnlich.


Häuserwände sollen dabei aus Wüstensand mit einem 3D-Drucker hergestellt werden. Das ist insofern interessant, da Wüstensand bisher zu nichts zu gebrauchen war, schon gar nicht für Beton. Doch offenbar gab es kürzlich einen technologischen Durchbruch. Gedruckte Häuser mitsamt Inneneinrichtung haben wir ja eh schon, ist klar.


Auch unsere technikverliebte Polizeitruppe möchte hoch hinaus. Auf der Horizontalen haben sie schon alles, was man für ein bisschen Spaß im Berufsleben braucht:


Mit der Technologie wachsen die Ansprüche, also wird schon mal ein Nullserienmodell eines sog. Hoverbikes umlackiert und zur Schau gestellt. Das etwas traurige Video auf der Website des Herstellers lässt vermuten, dass wir das nicht so bald in Aktion sehen werden. Oder vielleicht doch?


Noch ein Gadget: Dieser putzige Geselle muss aufpassen, dass er nicht von seinem großen Kollegen plattgefahren wird. So ein Nissan Patrol würde das gar nicht bemerken. Der Kleine ist ein halbautonomer Robocop mit eingebauter Drohne und soll in autofreien Zonen Patrouille fahren.


Er wird sicherlich viele Fans haben, und er wird sie alle beim Namen kennen, denn: Er ist mit einem Gesichtserkennungssystem ausgestattet, das jeden identifiziert, den er vor die Linse bekommt. Wer in die UAE reist, darf nämlich bei der Passkontrolle kurz in ein kleines Gerät schauen, und schon ist man drin in der Datenbank. (Wer es noch nicht weiß: Auch in den Flughäfen wird mit Hilfe von ca. 12,000 Kameras 100% Gesichtserkennung betrieben.)

Abgesehen von diesen (Noch-)Spielereien gibt es aber auch ernsthafte Anwendungen, so zum Beispiel Verkehrsüberwachung via Kameradrohnen, oder die Dubai Police App für Smartphones. Dort kann man nicht nur seine Strafzettel blechen, sondern auch kleinere Unfälle abwickeln, ohne die Polizei zu rufen. Einfach Fotos und Hergang hochladen, und hoffen - insha'Allah - dass der Beamte vor dem Bildschirm einen guten Tag hat.