Das ist freilich kein Zufall, sondern liegt an einem weitreichenden Förderkonzept: In Norwegen macht eine exorbitant hohe Anmeldesteuer Autos rund doppelt so teuer wie in Deutschland. Diese Steuer fällt bei E-Autos weg, hinzu kommen: Benutzung der Busspur, freies Parken in der Stadt, keine Mautgebühren, umsonst mit der Fähre fahren, kostenlos Strom tanken. All das ist dort wirklich teuer, also kann sich jeder Norwegerpulli leicht ausrechnen, wann der Return of Investment für ein 100,000-Euro-Auto wie den Tesla erreicht ist.
Das Programm ist dermaßen erfolgreich, dass es nun zu überhitzen droht. Einige Privilegien werden wohl bald gestrichen. Die Grundlage ist jedoch vorhanden, um den ambitionierten Plan zu verfolgen, in 10 Jahren keine neuen Verbrenner mehr zuzulassen. Norwegen ist eines der reichsten Länder der Welt, es kann sich das leisten.
Ein Blick nach Deutschland: Soviel bekommt der deutsche Steuerzahler für 55 Millionen Euro, wenn sich der Staat einmischen zu müssen glaubt: Sagenhafte acht (8!) Ladestationen entlang der A9 zwischen Berlin und München.
55,000,000 EUR "Fördergelder", mit denen sich die Industrie die Entwicklungskosten finanzieren lässt, statt selbst Geld in die Hand zu nehmen. Das hat dann den schönen Bullshit-Namen "Schaufenster der Elektromobilität", und durch ebendieses Fenster wurde das Geld geworfen. Rund 7 Mios pro Station, intelligente Förderung sieht anders aus - von der erfolglosen 4000-Euro-Prämie nicht zu reden. Dabei gibt es ausreichend Vorbilder, nicht nur in Norwegen, sondern z.B. Kalifornien und demnächst China, man stelle sich vor!
Bei Tesla auf der Haben-Seite: Ein Netz von 58 Supercharger-Stationen in Deutschland, dicht genug für die große Reichweite dieser Modelle. Die Errichtungskosten liegen gerade mal bei 270,000 US Dollar pro Stück. So geht das also auch.
Tesla lässt sich nicht aushalten, sondern investiert, entwickelt, installiert, und stemmt dabei das unternehmerische Risiko alleine! Die Strategie dazu ist langfristig und umfassend: Es gibt nicht genug Batteriehersteller auf der Welt, also baut sich Tesla eine eigene Fabrik, das flächengrößte Gebäude der Welt, vollständig gespeist von den Solarzellen auf dem Dach. Nebenbei übernimmt Tesla gerade das Unternehmen SolarCity, um damit eine Infrastruktur für private, regenerative Ladestationen aufzubauen. Damit schließt sich der Kreis.
Diese Vision und das damit verbundene Risiko verdienen Respekt. So geht Unternehmertum, und ich wünsche Tesla und Elon Musk alles Gute. Unvorstellbar, dass VW & Co dazu in der Lage wären - Krauter und Hasenfüße im Vergleich, die sich lieber dafür feiern lassen, Steuergelder zu verbrennen ohne zu liefern. Hauptsache, sie verkaufen weiter ihre Stinkdiesel, nachdem sie sich auf diesem Irrweg langfristig verrannt haben. Hier gibt mittlerweile die Schafherde (der Verbraucher) einen kleinen Anlass zur Hoffnung. Scheints lernen immer mehr Schafe auszurechnen, ab wieviel km Fahrleistung pro Jahr ein Diesel überhaupt Sinn macht, und schauen sich anlässlich des ernüchternden Ergebnisses nach Alternativen um. Das liese sich leicht potenzieren, wenn man endlich die unsinnige Dieselsubvention abschaffen würde, nur leider wird das in dieser Lobbyrepublik nicht passieren. Siehe auch Tempolimit.
Hier noch eine Überleitung zu den UAE, um dem Thema des Blogs gerecht zu werden:
Die Wirtschaft der UAE hängt stark vom Öl ab. Dubai, das zweitgrößte Emirat nach Abu Dhabi, ist dabei die einzige Ausnahme, da es rechtzeitig und stark diversifiziert hat. Dubai erwirtschaftet nur noch ca. 10% seines BIP vom Öl, den Rest vor allem durch Tourismus und Handel. Außerdem raffiniert das Land sein Öl nicht selbst, sondern importiert Benzin und Diesel teuer, um es dann hoch subventioniert an den Tankstellen zu verkaufen (z.Zt. 0.42 €/l Super).
Gerade Dubai hätte also nur Vorteile von einer kompletten elektrischen Infrastuktur, wie sie Tesla heute schon hinstellen könnte: Fast alle Städte innerhalb der UAE könnte man mit einer einzigen Ladung erreichen. Für den typischen Commute zw. Dubai und Abu Dhabi auf der Sheikh Zayed Road reicht es sogar mehrmals.
Auf der anderen Seite: Von den 10% Öleinnahmen werden die öffentlichen Gehälter bezahlt. Wegen des niedrigen Ölpreises hat die Region ein riesiges, selbstgemachtes Haushaltsproblem. In der Wirtschaftskrise 2008, als die allzu spinnerten Projekte geplatzt sind, wurde Dubai von Abu Dhabi nur dank der Ölgelder rausgehauen. Nicht zuletzt deswegen muss sich Dubai vom großen Bruder in Abu Dhabi gängeln lassen, der wiederum vom Hegemon Saudi Arabien an der kurzen Leine gehalten wird (Beispiel Stellvertreterkrieg mit Iran im Jemen). Und natürlich haben letztere vor nichts größeren Schiss, als dass keiner mehr ihr Öl will, weil nun alles elektrisch fährt.
Anlass zum Optimismus gibt es trotzdem. Das Interesse an Tesla & Co ist groß, möglicherweise geht bald ein Tesla-Dealer an den Start. Wenn Dubai mal eine Vision umzusetzen beschließt, dann wird das i.d.R. auch gemacht. Gerade die Infrastrukturprojekte wurden auch in der Krise fortgeführt. Zusammen mit Tesla ein Netz von Superchargern einzurichten, wäre ein Leichtes. Rund 100 generische Lader gibt es schon. Und für den Strom hat Dubai bereits den richtigen Plan aufgelegt: Zwei riesige Solarkraftwerke (weltgrößt wie üblich), eins für Photovoltaik und eins für Solarthermik.
Auch hier würde sich der Kreis schließen. Dubai hätte das Zeug, Norwegen damit sogar zu überholen. Die Auswirkungen des extremen Klimas wurden kürzlich in einem Regulatorium zusammengefasst, die Polizei- und Taxiflotten bekommen Zuwachs an Hybridautos, elektrische Busse und sogar Boote werden getestet.
Und ich selbst würde nur zu gerne den geilen Tesla 3 fahren, wenn er denn mal verfügbar ist.
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