Was haben wir uns nur dabei gedacht? Wir kamen nicht mal in die Nähe des verdammten Berges!
Ganz so naiv waren wir natürlich nicht. Grundlage waren Internetrecherche und Tourberichte von Leuten, die den Berg von omanischer Seite packen konnten (gerade so...). Allerdings musste ich eine neue Route von UAE-Seite aus finden, die ich dann mit Google Earth in Farbe und 3D mit allen Schikanen ausgearbeitet hatte:
Wir wussten schon von früheren Touren, dass man im Gelände nicht mehr als 2 km/h einplanen kann. Also hatten wir ein Basecamp eingerichtet und sind dann im Frühtau zu Berge gezogen, mit zwölf Stunden Tageslicht vor uns, etlichen Flaschen Gatorade und sogar Stirnlampen.
Anfänglich lief alles nach Plan. Es blieb kühl und wir kamen gut voran. Die Wadis waren reizend anzusehen. Auch das GPS hat uns dank meiner Superplanung immer richtig durch das Labyrinth gelotst (okay, zweimal mussten wir ein bisschen korrigieren).
Es dauerte nicht lange, und die Dinge wurden komplizierter. Etliche Hindernisse mussten überwunden werden, und ich war froh um meine alten Fahrradhandschuhe. Die Felsen in dem Gebiet sind nämlich scharfkantig und oft auch locker.
Natürlich macht die Kraxelei auch tierisch Spaß. Nach einer Weile merkt man aber den Unterschied zwischen einem wilden Wadi und vom Alpenverein markierten Wanderpfaden. Frag einfach deine Oberschenkel!
Zwischendurch ging's dann auch wieder mal relativ normal und eben weiter. Trotzdem muss man bei jedem Schritt aufpassen, wohin man den Fuß setzt. Alpines Schuhwerk mit gutem Seitenhalt erspart den Rettungshubschrauber und eine unehrenhafte Erwähnung in der Gulf News.
Zu meiner Überraschung war das Wadi schon relativ trocken, trotz einiger vorangegangener Regentage. Das war wohl auch besser so, denn wir mussten durch einige feuchte Senken, die man sonst nur hätte durchschwimmen können. Leider haben wir keine Reptilien gesehen.
Hier haben wir gerade das Joch bezwungen, das in jenes Wadi führt, welches zur Oman-Route gehört und einen zum Berg bringt. Unter uns lag ein zerklüftetes System von tiefen Canyons, sehr mächtig, sehr beeindruckend.
Als wir endlich im Tal waren und die richtige Schlucht gefunden hatten, waren alle Ü40er schon ziemlich am Ende, nur unser Ironman nicht. Und der Berg, unser Ziel, wollte nach acht Kilometern und vier Stunden Haatsch ums Verrecken nicht nähergekommen. Siehe hier:
Es war nun klar, dass wir die Return Time um Längen verpassen und bestenfalls scheintot oben ankommen würden. Wir hätten jetzt ein weiteres Camp gebraucht, und ein paar Sherpas, die Bier, Grill und Würstchen hingetragen hätten. So aber blieb nur die Umkehr.
Immerhin hatten wir jetzt alle Zeit der Welt und keinen Druck mehr. Nur noch müde Beine und weiche Knie. An einer Stelle wurde es nochmal recht knifflig. Wir hatten die Wahl zwischen Umweg oder gefühlt senkrecht runter. Challenge bestanden!
Acht Stunden später kamen wir reichlich platt zurück am Basecamp an. Selbst dem Ironman war was anzumerken, bildete ich mir ein. Von uns Alten gar nicht zu reden. Aber eines steht fest: Auch ohne unser Ziel erreicht zu haben, war das eine klasse Tour in einer wunderschönen Landschaft.
Das nächste mal backen wir wieder kleinere Brötchen. Es wird hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis der Track rollatorkompatibel sein muss.
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