Nach diesen Bildern müsste klar sein, dass Dubailand tatsächlich der angemessene Name dafür ist. Überdrehter geht es kaum, der ernsthafte und intellektuelle Europäer rümpft die Nase. Aber für uns 10% der Weltbevölkerung wurde das auch nicht gemacht, sondern für alle anderen - vor allem für die, die in den aufstrebenden asiatischen Staaten zu Geld gekommen sind und nach Anlagemöglichkeiten suchen.
Obiger Ausschnitt ist aus dem United Arab Emirates Yearbook 2006, eine interessante Quelle. Die geplante Fertigstellung war 2020, ha!, auf einer Fläche von der Größe Münchens. Was heute im Internet noch unter dem Stichwort Dubailand zu finden ist, sind ganz normale Wohnsiedlungen ohne Schnickschnack. Hier noch ein paar Detailbilder vom ursprünglichem Design:
Dubailand sollte sich in der Wüste hinter den Arabian Ranches ausbreiten, einem großen Compound, in dem wir von 2006 bis 2008 gewohnt hatten. Damals hüpften noch Gazellen hinterm Haus über die Dünen. Nun sind dort zwar einige neue Wohnviertel mitsamt zwölfspuriger Autobahn, aber es gibt immer noch Gazellen, nur kein Dubailand. Das ist fast schade, denn ich hätte mich gerne vom Gegenteil meiner damaligen Meinung überzeugen lassen: Dass die alle komplett durchgeknallt sind.
Als 2008 die Finanzkrise Dubai erreichte, kam das Projekt nie mehr richtig aus den Startlöchern, so wie andere, ziemlich irre Pläne auch: Zum Beispiel The World, die Palm Jebel Ali oder der Arabian Canal, alle ohne weiteres vergleichbar mit dem Pyramidenbau vor 4500 Jahren. Nur: Ohne solche Visionen gäbe es eben keine Pyramiden, und wir wären auch nie zum Mond geflogen.
Aber natürlich zuckte da bei manchem trotzdem der deutsche Schadenfreudereflex ganz heftig. Man konnte dies besonders schön an den damals erschienenen Zeitungsartikeln ablesen, vor allem aber an den hämischen Forumsbeiträgen vieler klein und hässlich denkender Leute.
Dem kann man einiges entgegensetzen: Alle Infrastrukturprojekte wurden konsequent weitergeführt, neue gestartet. Andere Großprojekte, z.B. die Stadtviertel Motor City und Sports City, wurden bzw. werden fertiggestellt. Die Küste wurde auf viele Kilometer in einen modernen Stadtstrand umgebaut. In der Stadt und draußen in der Wüste entstehen gerade 800 km Fahrradwege. Und sogar der Canale Grande wurde eröffnet.
Das für mich beeindruckenste Beispiel ist Dubai Marina. Unten ein Bild von 2004, wie ich es bei meinem ersten Besuch erlebt habe: Eine staubige Monsterbaustelle mit etlichen Kränen und Rohbauten. Heute eines der quirligsten Stadtviertel, in dem 24/7 der Bär steppt, bevölkert von ca. 100,000 vor allem jüngeren Menschen aus allen Erdteilen, die den urbanen Hochhaus-Apartment-Lifestyle (ein Megatrend) unseren eher beschaulichen Compounds am Rand der Wüste vorziehen.
Auch die Anzahl der Baustellen und Kräne ist wieder stark angestiegen, die Stadt befindet sich nach wie vor im Dauerumbruch - fast, als wäre nichts geschehen. Ob dies alles nur eine weitere Blase ist, wird sich zeigen. Fest steht: Der Masterplan geht weiter - mit Korrekturen - und die Geschichte scheint noch lange nicht zu Ende. Die Stakes sind nach wie vor hoch, der Erfolg ist keineswegs garantiert, aber auch nicht unwahrscheinlich.
Eines ist klar: Die üblichen verzagten und pessimistischen Denkmuster, die so typisch für die deutsche Mentalität sind, darf man hier nicht anlegen. Das, was hier umgesetzt wird, ist eher eine Mischung aus amerikanischem "Can do"-Fundamentaloptimismus und asiatischem Expansionsdrang, gepaart mit der Art von Hybris, die Großes schaffen kann. Oder war jemand etwa NICHT beeindruckt, als neulich Tony Starks Boosterraketen gelandet sind? Can do! Gleiches Muster.
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