Und das ausgerechnet an "Nine Eleven". Das Datum war reiner Zufall, der gelungene Ablauf eher nicht: Mein Partner, ein Armee-Veteran aus Moldawien, hat rund zwölftausend Dives hinter sich. Weitere Fragen erübrigen sich da, angesichts des stark binären Ausgangs einer solchen Unternehmung. Rein statistisch gibt es also keinen Grund zur Sorge, dass man den Möllemann machen könnte.
Der Reihe nach: Man bucht einen Termin bei Skydive Dubai und drückt wie üblich das Doppelte ab, was es in Europa kosten würde. Dann wird gewogen: Wer mehr als 100 Kilo auf den Rippen hat, bleibt am Boden. Der Partner wird zugeteilt, stellt sich kurz vor, legt einem das Gurtzeug an und gibt fünf Minuten Einweisung. Zu beachten gibt es nicht viel: In die Hocke beim Absprung, Banane machen nach dem Sprung, Beine anziehen bei der Landung, das ist schon alles.
Während sozusagen das letzte Stündlein schlägt, hat man noch ausreichend Gelegenheit, sich still über das ultralässige Skydive-Team zu amüsieren. So ostentativ cool, es tat schon fast weh. Ich kam zu dem Schluss, dass man die alle vom kalifornischen Strand und in Miami Beach aufgeklaubt hat. Der Springergruß geht offenbar so: Man klemmt sich das Skateboard unterm Arm, schaut grimmig, zeigt mit spitzem Finger und ausgestrecktem Arm auf seinen Kumpel und sagt laut "Yo!".
Mein Anatoli war die angenehme Ausnahme und hat sich an dem Zirkus nicht beteiligt. Er springt ca. sechs bis sieben Mal am Tag mit einem hibbeligen Touri vor dem Bauch, und ich wollte wissen, ob ihm das noch Spaß macht. Die schöne Antwort kam mit einem Schulterzucken und leicht gequältem Blick: It's a job.
Dann ging es hoch auf 4000 Meter. Ich saß gleich an der offenen Tür, das war schon eine Schau für sich. Zwischendurch sprangen ein paar Profis alleine ab, der eine noch mit Handy in der Hand. Wir durften winken, als er sich rausstürzte und dabei filmte. Dann war ich dran, zum Glück als erster. Anatoli hat kurzen Prozess mit mir gemacht: An die Kante und, hops, raus. Ja, da muss man auch mal loslassen können, ha!
Fortan hing ich im Seil und genoss die Aussicht. Das Wolkenkratzerpanorama der Marina aus der Luft betrachtet war phantastisch. Wir segelten in weiten Bögen nach unten und landeten wie geplant, das war's. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es gedauert hat - vermutlich nur wenige Minuten.
Die ganze Zeit prasselten so viele Eindrücke auf mich ein, dass meine CPU kaum hinterher kam. Die ist eigentlich nicht langsam, aber ich bin eben auch keine zwanzig mehr. Überhaupt war ich an dem Tag der älteste Gaul. Der Rest waren typische Vertreter des Dubai-Jungvolks, und manchen schienen die Aufnahmen für ihr Instagram und Twitter wichtiger zu sein als das eigentliche Erlebnis.
Klar freue ich mich über die Bilder, trotzdem hat mich der Kameramann leicht genervt. Der springt nämlich mit - ein Kunde, zwei Profis, was für ein Aufwand - und flattert dabei ständig um einen herum, ob am Boden oder in der Luft.
Insgesamt eine irre Erfahrung, wirklich klasse! Wer nicht gerade unter starker Höhenangst leidet, sollte das mal gemacht haben im Leben. Ich für meinen Teil will nochmal springen, aber dann über der Wüste und ohne Kamerafuzzi vor der Nase.
Gerade noch auf YouTube entdeckt: Neulich sprang Anatoli mit Will Smith, siehe hier. Zum Schießen komisch, wie Will Smith sein Erlebnis in einer Talkshow zum Besten gibt, sehenswert. Ich hatte übrigens ein ganz normales Frühstück.
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