Als Wüstenbewohner vermisse ich nach einiger Zeit doch immer das Grün der Wiesen und Wälder in Deutschland und Europa. Und wo sind die Wiesen grüner und Deutschland schöner als in den bayerischen Alpen? Nirgendwo!
Für eine viel zu kurze Woche sind wir dort hin, wo wir früher immer langlaufen waren: Im Örtchen Krün inmitten des Karwendelgebirges. Was wir dort besonders mögen, ist, mal abgesehen von der kurzen Anfahrtszeit, das helle, weite Tal mit seinen Seen und Gebirgszügen im Hintergrund.
Leider ist auch hier der Klimawandel längst zu spüren: Im Winter gibt es weniger Schnee, im Sommer häufiger Felsabgänge, da der Permafrostboden in den höheren Lagen keiner mehr ist.
Nichtsdestotrotz, das Geschäft brummt, man sieht den Einheimischen ihren Wohlstand an, die Gästehäuser sind top in Schuss. Unten ein Blick aus unserem Schlafzimmer. Das ist aber mal ein Panoramafenster!
Das gemischte Wetter hat uns von Wanderungen auf die Almen der Umgebung nicht abgehalten. Richtige Touren über Fels sind mit den Flachlandtirolern, zu denen sämtliche Mitglieder meiner Familie zählen, leider nicht möglich, damit muss ich leben. Was soll's, gibt's eben ein Weizen extra auf der Hüttn.
Wenn es regnet, geht man am besten gleich dahin, wo es eh schon nass ist, nämlich in die Partnachklamm. Immer wieder spektakulär, im Sommer wie im Winter. Danach zur kurzen Jause hoch zum Eckbauern und mit der historischen Gondelbahn zurück nach Garmisch-P.
Überrascht haben mich arabische Verkehrsschilder um den geschichtsträchtigen (und auch -vergessenen) Garmischer Olympia-Skistadion, die beim letzten Mal noch nicht dort standen. Ein Blick aufs neue Wandervolk ließ mich dann auch fast wie zu Hause fühlen.
Bild rechts: Wie sehr sich doch die bei uns gepflegte, eher angelsächsisch geprägte und auf Höflichkeit bedachte Sprachkultur von der lokalen Lederhosendiktion unterscheidet. Für eine Sekunde war ich glatt versucht, mit Absicht DANEBEN ZU BRUNZEN!!!, besann mich jedoch meiner Erziehung und vor allem darauf, dass ein solches Statement am vermutlich ironiefreien Personal wohl verloren wäre. (!!!)
Ich hab's getan! Was seit vier Jahren ganz oben auf der Bucket List steht, ist nun endlich abgehakt: Mal aus einem Flugzeug springen und sehen, wie das ist. In meinem Fall (Wortspiel, hoho) war das ganz toll.
Und das ausgerechnet an "Nine Eleven". Das Datum war reiner Zufall, der gelungene Ablauf eher nicht: Mein Partner, ein Armee-Veteran aus Moldawien, hat rund zwölftausend Dives hinter sich. Weitere Fragen erübrigen sich da, angesichts des stark binären Ausgangs einer solchen Unternehmung. Rein statistisch gibt es also keinen Grund zur Sorge, dass man den Möllemann machen könnte.
Der Reihe nach: Man bucht einen Termin bei Skydive Dubai und drückt wie üblich das Doppelte ab, was es in Europa kosten würde. Dann wird gewogen: Wer mehr als 100 Kilo auf den Rippen hat, bleibt am Boden. Der Partner wird zugeteilt, stellt sich kurz vor, legt einem das Gurtzeug an und gibt fünf Minuten Einweisung. Zu beachten gibt es nicht viel: In die Hocke beim Absprung, Banane machen nach dem Sprung, Beine anziehen bei der Landung, das ist schon alles.
Während sozusagen das letzte Stündlein schlägt, hat man noch ausreichend Gelegenheit, sich still über das ultralässige Skydive-Team zu amüsieren. So ostentativ cool, es tat schon fast weh. Ich kam zu dem Schluss, dass man die alle vom kalifornischen Strand und in Miami Beach aufgeklaubt hat. Der Springergruß geht offenbar so: Man klemmt sich das Skateboard unterm Arm, schaut grimmig, zeigt mit spitzem Finger und ausgestrecktem Arm auf seinen Kumpel und sagt laut "Yo!".
Mein Anatoli war die angenehme Ausnahme und hat sich an dem Zirkus nicht beteiligt. Er springt ca. sechs bis sieben Mal am Tag mit einem hibbeligen Touri vor dem Bauch, und ich wollte wissen, ob ihm das noch Spaß macht. Die schöne Antwort kam mit einem Schulterzucken und leicht gequältem Blick: It's a job.
Dann ging es hoch auf 4000 Meter. Ich saß gleich an der offenen Tür, das war schon eine Schau für sich. Zwischendurch sprangen ein paar Profis alleine ab, der eine noch mit Handy in der Hand. Wir durften winken, als er sich rausstürzte und dabei filmte. Dann war ich dran, zum Glück als erster. Anatoli hat kurzen Prozess mit mir gemacht: An die Kante und, hops, raus. Ja, da muss man auch mal loslassen können, ha!
Der freie Fall war spektakulär und ohrenbetäubend laut. Auf halber Höhe zog Anatoli die Leine, es gab einen Ruck und der Fallschirm war auf. Yo!
Fortan hing ich im Seil und genoss die Aussicht. Das Wolkenkratzerpanorama der Marina aus der Luft betrachtet war phantastisch. Wir segelten in weiten Bögen nach unten und landeten wie geplant, das war's. Ich weiß gar nicht mehr, wie lange es gedauert hat - vermutlich nur wenige Minuten.
Ich kann nicht behaupten, dass ich Schiss hatte, aber gscheit aufgeregt war ich schon! Der Verstand sagt einem zwar, dass nichts passieren wird, die Instinkte empfehlen aber dringend, sich nicht ins Nichts zu stürzen. Diese Barriere muss man überwinden, und daher kommt der Kick. Der Rest ist endkrasse Gaudi beim Fallen und stiller Genuss beim Gleiten.
Die ganze Zeit prasselten so viele Eindrücke auf mich ein, dass meine CPU kaum hinterher kam. Die ist eigentlich nicht langsam, aber ich bin eben auch keine zwanzig mehr. Überhaupt war ich an dem Tag der älteste Gaul. Der Rest waren typische Vertreter des Dubai-Jungvolks, und manchen schienen die Aufnahmen für ihr Instagram und Twitter wichtiger zu sein als das eigentliche Erlebnis.
Klar freue ich mich über die Bilder, trotzdem hat mich der Kameramann leicht genervt. Der springt nämlich mit - ein Kunde, zwei Profis, was für ein Aufwand - und flattert dabei ständig um einen herum, ob am Boden oder in der Luft.
Insgesamt eine irre Erfahrung, wirklich klasse! Wer nicht gerade unter starker Höhenangst leidet, sollte das mal gemacht haben im Leben. Ich für meinen Teil will nochmal springen, aber dann über der Wüste und ohne Kamerafuzzi vor der Nase.
Gerade noch auf YouTube entdeckt: Neulich sprang Anatoli mit Will Smith, siehe hier. Zum Schießen komisch, wie Will Smith sein Erlebnis in einer Talkshow zum Besten gibt, sehenswert. Ich hatte übrigens ein ganz normales Frühstück.
Willkommen zur ersten Episode von Staffel 5 der Serie "Neues aus den Emiraten, auch wenn's langsam weniger wird". Mal sehen, vielleicht steht am Ende das Große Finale - hängt ganz von der guten alten Dubai Bucket List ab, und ob ich meine momentane Schreibfaulheit überwinden kann.
Die Ölkrise geht weiter, es ziehen mehr weg als zu, und die Mieten sacken ab. Unser Landlord ist schon von sich aus um 10% runtergegangen, nur um uns zu halten. Er weiß eben, was er an uns hat. Das gesparte Geld wird leider gleich vom schwachen Dollar aufgefressen, an den der hiesige Dirham gekoppelt ist. Dazu kommt die für 2018 geplante Einführung einer Mehrwertsteuer von ca. 5%. Alles halb so schlimm, wir jammern bloß gern auf hohem Niveau.
In der öffentlichen Kasse ist immer noch Ebbe, der Staat braucht dringend Geld und holt es sich von seinen Expats. Sei es durch die VAT, durch kreative "Gebühren", oder eben teurere Speeding Tickets(seufz!). Selbst die skurrile Knowledge Fee, die auf jeden Strafzettel draufgeschlagen wird und von der keiner weiß, was sie soll, wurde verdoppelt.
Grund für die Flaute ist, wie gesagt, der zu niedrige Ölpreis. Dubai macht zwar nur 10% seines BIP mit Öl, jedoch werden davon die Staatsgehälter bezahlt, sprich, die eigene Bevölkerung. Und die will bei Laune gehalten werden. Eingebrockt haben es ihnen und uns die Saudis, ihre "Brüder" mit der Dumpingstrategie - ein grandioses Eigentor!
Gebaut wird trotzdem noch wie irre. An jeder Ecke stehen die Kräne und Rohbauten aus Beton und Ziegel. Der Motor dafür ist die Expo 2020 und der Hype, der um sie gemacht wird. Demnächst steht die Eröffnung des neuen Zoos in Dubai an, sowie des Louvre in Abu Dhabi. Wir werden berichten.
Die arabische Seifenoper namens Katarkrise geht ebenfalls weiter, ebenso das "Engagement" (Völkermord trifft es wohl besser) im Jemen. Der strategische Blindgänger nebenan macht einen auf Weltmacht, möchte sich profilieren auf Kosten hunderttausender Menschenleben, und die kleinen Nachbarn buckeln. Dafür hat mein Gastland viel an Ansehen bei mir eingebüßt, ich kann mir nicht helfen.
Soviel zur Großwetterlage. Ach ja, Wetter. Auf dem absteigenden Ast, es geht also aufwärts. Die neue Offroad-, Wander-, Wüsten-, Camping- und Strandsaison ist schon fast da. Das SUP-Board wartet auf seinen Einsatz, denn noch ist der Golf eine brühwarme Salzlake mit null Erfrischungseffekt.
Traditionsgemäß waren wir zum Auftakt wieder in der Dubai Opera, diesmal beim Don Giovanni. Ich geh da aus diversen Gründen gerne hin: Um ein bisschen Hochkultur mitzukriegen, zum Leute gucken, und um den einzigen Anzug, den ich besitze, ab und zu mal zu lüften. Nach knapp drei Stunden mediokrer Geisterbeschwörung haben mir dann aber doch die Ohren geblutet.
Demnächst kommen Status Quo in die Oper! Offenbar gibt es einen Rollstuhlzugang zur Bühne. Bin eigentlich viel zu jung für die, muss ich mir aber ansehen, als Ausgleich. Tiefkultur, sozusagen. Jetzt aber Gute Nacht!