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Dienstag, 20. Juni 2017
Donnerstag, 15. Juni 2017
Draußen 40, drinnen minus 5
Es ist schon lange her, dass wir von Abfahrtski auf Langlauf umgestiegen sind - irgendwann wurde uns dieser ganze Skizirkus und der Anblick mancher Hänge im Sommer einfach zuviel. Langlauf ist mehr unser Ding, und es sind diese Skiurlaube im schönen Karwendel mit der ganzen Familie, die ich als einziges wirklich vermisse, seit wir in die Wüste gezogen sind.
Nicht ganz konsistent mit obigem Umweltbezug war es daher, als ich mit Johanna nach ihren Prüfungen ins Ski Dubai bin, um dann doch endlich mal wieder einen Schneehang runterzurutschen. Dort war ich das letzte Mal vor zehn Jahren, aber mit Skifahren ist es bekanntlich wie mit dem Radeln: Man verlernt es nicht und die Gaudi wird auch nicht weniger.
Ski Dubai ist eine unserer größten Attraktionen, kann mit seinen 12 Jahren seit Eröffnung schon als Klassiker bezeichnet werden, steht auf meiner Dubai Bucket List und ist somit ganz klar für einen Blogbeitrag qualifiziert.
Es geht dabei nicht nur ums Skifahren, sondern um Spaß - Pinguine inklusive - für die ganze arabische Großfamilie, die vielleicht noch nie in ihrem Leben Schnee gesehen oder richtige Kälte verspürt hat. Die eigentliche Skipiste ist 400 Meter lang, nach rund 30 Sekunden steht man wieder unten. Anscheinend hat sie sogar einen "schwarzen" Abschnitt. Zum Glück gibt es einen recht flotten Schlepplift ("For experts only"), der einen schnell wieder hochbringt.
Nicht-Skifahrer lassen sich von dem Sessellift in der Mitte der Halle einmal rauf und wieder runter gondeln, zum Spaß und im Schneckentempo. Natürlich hat er eine Mittelstation mit "Wirtshaus" - auf Hüttenzauber mit Jagertee sollte man aber nicht hoffen. Wer dem Trubel stilvoll zuschauen möchte und viel Kleingeld hat, der kann sich im angeschlossenen Kempinski ein "Aspen Ski Chalet" mit Blick auf die Piste buchen.
Johanna und ich haben's nach zwei Stunden Dauerfahren im Cafe St. Moritz bei heißer Schokolade und Kaminfeuer gemütlich ausklingen lassen. Siehe letztes Bild: Das Feuer war ein Film auf einem Bildschirm - insofern stilecht, da passend zur brutalen Künstlichkeit dieses Entertainmentmonsters.
Bei einer Innen-Aussen-Temperaturdifferenz von bis zu 50 Grad stellt sich natürlich die Frage nach dem Energiehunger des Monsters, und wie sich dieser verhält zu anderen Großanlagen wie z.B. deutsche Skihallen oder Schwimmbäder. Also fing ich an zu recherchieren, und siehe da, nix genaues weiß man nicht. Was man an Informationen finden kann, weicht teilweise um mehrere Zehnerpotenzen voneinander ab. Je nach politischer Einfärbung findet man lächerlich kleine und gigantomanisch große Werte, durch keine Überschlagsrechnung gestützt. Außerdem hängt es stark davon ab, ob die AutorInnen den Unterschied zwischen Leistung und Energie überrissen haben und dabei nicht auch noch mit Kilo-, Mega- oder gar Gigawatt(stunden) durcheinander kommen. Viele scheitern hier kläglich, überraschend ist es nicht. Je nach persönlichem Halbwissen und Kombination falscher Faktoren kommt dann der Energieverbrauch einer grasenden Kuh oder der Großstadt Hamburg dabei heraus.
Dazwischen liegt irgendwo die Wahrheit. Sie dürfte bei denen zu finden sein, die so ein Ding entwerfen, kalkulieren und bauen können. Die Fachzeitschrift Construction Week gibt hier einen plausiblen Wert von 4 MW durchschnittlicher Leistungsaufnahme an. Das ist viel, kein Wunder, im Vergleich zum Gesamtwert der angeschlossenen Mall of the Emirates von 52 MW aber eher wenig. Hinzu kommen 30 Tonnen "Neuschnee" pro Nacht, also 30,000 Liter Wasser, das von der Entsalzungsanlage in Jebel Ali gewonnen werden muss. Shinebar shocking, aber: Diese arbeitet mit dem (relativ!) energiearmen Reverse-Osmose-Prinzip und einem Wirkungsgrad von über 80%. Der Energieeinsatz für diese 30 Kubikmeter stellt sich selbst bei pessimistischer Annahme (12 kWh/cbm wegen hohen Salzgehalts) als vernachlässigbar zu den 4 MW heraus.
Das soll jetzt keine Absolution sein, aber das ist nun mal der Preis, wenn man eine Riesenstadt in die Wüste baut, wo bis vor kurzem nur Kamele zwischen Schlangen und Skorpionen sowie ein paar Fischer und Perlentaucher anzutreffen waren. Die Moralkeule bleibt besser stecken, denn auch Europa hat jede Menge Energiefresser (und ein Dieselproblem). Das Land ist nicht stolz auf seinen Ecological Footprint und unternimmt einiges, um ihn mit modernster Technologie und Milliardeninvestitionen zu reduzieren (deren Wertschöpfungskette, nebenbei bemerkt, über die halbe Welt reicht, also bitte kein Neid auf unsere Yachtenbesitzer) und sich so für das postfossile Zeitalter zu rüsten. Weiterführende Artikel: Dieser und jener und viele andere.
Nicht ganz konsistent mit obigem Umweltbezug war es daher, als ich mit Johanna nach ihren Prüfungen ins Ski Dubai bin, um dann doch endlich mal wieder einen Schneehang runterzurutschen. Dort war ich das letzte Mal vor zehn Jahren, aber mit Skifahren ist es bekanntlich wie mit dem Radeln: Man verlernt es nicht und die Gaudi wird auch nicht weniger.
Ski Dubai ist eine unserer größten Attraktionen, kann mit seinen 12 Jahren seit Eröffnung schon als Klassiker bezeichnet werden, steht auf meiner Dubai Bucket List und ist somit ganz klar für einen Blogbeitrag qualifiziert.
Nicht-Skifahrer lassen sich von dem Sessellift in der Mitte der Halle einmal rauf und wieder runter gondeln, zum Spaß und im Schneckentempo. Natürlich hat er eine Mittelstation mit "Wirtshaus" - auf Hüttenzauber mit Jagertee sollte man aber nicht hoffen. Wer dem Trubel stilvoll zuschauen möchte und viel Kleingeld hat, der kann sich im angeschlossenen Kempinski ein "Aspen Ski Chalet" mit Blick auf die Piste buchen.
Johanna und ich haben's nach zwei Stunden Dauerfahren im Cafe St. Moritz bei heißer Schokolade und Kaminfeuer gemütlich ausklingen lassen. Siehe letztes Bild: Das Feuer war ein Film auf einem Bildschirm - insofern stilecht, da passend zur brutalen Künstlichkeit dieses Entertainmentmonsters.
Bei einer Innen-Aussen-Temperaturdifferenz von bis zu 50 Grad stellt sich natürlich die Frage nach dem Energiehunger des Monsters, und wie sich dieser verhält zu anderen Großanlagen wie z.B. deutsche Skihallen oder Schwimmbäder. Also fing ich an zu recherchieren, und siehe da, nix genaues weiß man nicht. Was man an Informationen finden kann, weicht teilweise um mehrere Zehnerpotenzen voneinander ab. Je nach politischer Einfärbung findet man lächerlich kleine und gigantomanisch große Werte, durch keine Überschlagsrechnung gestützt. Außerdem hängt es stark davon ab, ob die AutorInnen den Unterschied zwischen Leistung und Energie überrissen haben und dabei nicht auch noch mit Kilo-, Mega- oder gar Gigawatt(stunden) durcheinander kommen. Viele scheitern hier kläglich, überraschend ist es nicht. Je nach persönlichem Halbwissen und Kombination falscher Faktoren kommt dann der Energieverbrauch einer grasenden Kuh oder der Großstadt Hamburg dabei heraus.
Dazwischen liegt irgendwo die Wahrheit. Sie dürfte bei denen zu finden sein, die so ein Ding entwerfen, kalkulieren und bauen können. Die Fachzeitschrift Construction Week gibt hier einen plausiblen Wert von 4 MW durchschnittlicher Leistungsaufnahme an. Das ist viel, kein Wunder, im Vergleich zum Gesamtwert der angeschlossenen Mall of the Emirates von 52 MW aber eher wenig. Hinzu kommen 30 Tonnen "Neuschnee" pro Nacht, also 30,000 Liter Wasser, das von der Entsalzungsanlage in Jebel Ali gewonnen werden muss. Shinebar shocking, aber: Diese arbeitet mit dem (relativ!) energiearmen Reverse-Osmose-Prinzip und einem Wirkungsgrad von über 80%. Der Energieeinsatz für diese 30 Kubikmeter stellt sich selbst bei pessimistischer Annahme (12 kWh/cbm wegen hohen Salzgehalts) als vernachlässigbar zu den 4 MW heraus.
Das soll jetzt keine Absolution sein, aber das ist nun mal der Preis, wenn man eine Riesenstadt in die Wüste baut, wo bis vor kurzem nur Kamele zwischen Schlangen und Skorpionen sowie ein paar Fischer und Perlentaucher anzutreffen waren. Die Moralkeule bleibt besser stecken, denn auch Europa hat jede Menge Energiefresser (und ein Dieselproblem). Das Land ist nicht stolz auf seinen Ecological Footprint und unternimmt einiges, um ihn mit modernster Technologie und Milliardeninvestitionen zu reduzieren (deren Wertschöpfungskette, nebenbei bemerkt, über die halbe Welt reicht, also bitte kein Neid auf unsere Yachtenbesitzer) und sich so für das postfossile Zeitalter zu rüsten. Weiterführende Artikel: Dieser und jener und viele andere.
Mittwoch, 7. Juni 2017
Ramadantohuwabohu
Wir sind mal wieder mitten im Fastenmonat der selbsterklärten Religion des Friedens. Also häufen sich die tödlichen Unfälle auf den Straßen, und die Toten durch islamistischen Terror häufen sich auch. Mithin nichts Besonderes, sondern der ganz normale Wahnsinn. Eine andere Art von Wahnsinn ist, dass man hierzulande beim Fasten zunimmt. Dies beweist die Statistik und belegt dieses extra-große, extra-preiswerte Ramadan-Sonderangebot für einen bekannten Brotaufstrich:
Da greift man auch als Ungläubiger gerne zu. Für andere läuft es ungefähr so ab: Aufstehen mitten in der Nacht, nämlich kurz nach drei, damit vor dem Morgengebet noch auf Vorrat gefuttert und getrunken werden kann. Tagsüber im Büro möglichst wenig verbocken, während einen Durst und damit verbundener Brummschädel aufgrund Gehirnschrumpfung quälen. Am frühen Nachmittag nach verkürzter Arbeitszeit völlig dehydriert, die meisten noch auf Nikotinentzug und daher gar nicht aggressiv, nach Hause rasen - alle gleichzeitig natürlich - und am besten keinen dabei totfahren (falls doch: "It was God's will"). Die Zeit bis zum Iftar mit möglichst wenig Bewegung irgendwie rumbringen, dann Binge Eating mit Beten und geselligem Beisammensein, gegen Mitternacht ins Bett. Und nach rund drei Stunden Schlaf geht's von vorne los...
---
So, an dieser Stelle stand bis eben noch eine kritische Abhandlung über den momentanen Affenzirkus um Katar, über Saudi-Arabien, Lügen, Doppelmoral, Arschkriecherei und der Rolle des orangegelben Gottseibeiuns. Aber während ich schrieb und recherchierte, wurde folgender Artikel von unserer vollzensierten Staatsgazette Gulf News ins Netz gestellt:
http://gulfnews.com/news/uae/government/qatari-sympathisers-to-face-fine-jail-1.2039631
Bäng, eine vorn Latz geknallt bekommen. Danke für die Erinnerung, dass man keine andere Meinung als die des Staates haben darf. Vorsichtig muss man sein, klar, denn wir Expats sind ja nur Gäste. Aber solche Deutlichkeit ist durchaus neu. Wie uncool, wie unsouverän.
Ohnehin überschlagen sich die Meldungen gerade: Der alles auslösende Hacker-Angriff war scheints von den Russen (die schon wieder), und in Teheran gab es einen Terroranschlag, der in direkten Zusammenhang mit der Katar-Krise stehen und daher als Kriegsgrund herhalten könnte.
Mal sehen wie's ausgeht, möglich ist alles: Qatar gibt klein bei, der Anschlag in Teheran hat nichts damit zu tun, alles beruhigt sich innerhalb von zwei Wochen. Oder Saudi blockiert die Seewege um Katar, hungert es aus und marschiert als Aggressor (Verzeihung: Befreier) kurz danach ein. Oder der Anschlag ist kein Zufall, Teheran mischt sich ein und es kommt zum Krieg - alles ausgelöst vom Großen Geisteskranken aus Amerika.
Besser schon mal die Koffer entstauben. Dieser Videobeitrag (Link) bietet eine Interpretation der Hintergründe zur Krise. Ein deutsches Highlight auch diese Meldung (Link). Absolut nichts, was nun die Moralheuchler quer durch die Fraktionen von sich geben, ist neu in Bezug auf Katar. Und dabei geben sie auch noch vor, die Geschichte vom alleinigbösen Emir zu glauben, während wir weiterhin Leos an die Saudis liefern. Mir fehlen die Worte.
Da greift man auch als Ungläubiger gerne zu. Für andere läuft es ungefähr so ab: Aufstehen mitten in der Nacht, nämlich kurz nach drei, damit vor dem Morgengebet noch auf Vorrat gefuttert und getrunken werden kann. Tagsüber im Büro möglichst wenig verbocken, während einen Durst und damit verbundener Brummschädel aufgrund Gehirnschrumpfung quälen. Am frühen Nachmittag nach verkürzter Arbeitszeit völlig dehydriert, die meisten noch auf Nikotinentzug und daher gar nicht aggressiv, nach Hause rasen - alle gleichzeitig natürlich - und am besten keinen dabei totfahren (falls doch: "It was God's will"). Die Zeit bis zum Iftar mit möglichst wenig Bewegung irgendwie rumbringen, dann Binge Eating mit Beten und geselligem Beisammensein, gegen Mitternacht ins Bett. Und nach rund drei Stunden Schlaf geht's von vorne los...
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So, an dieser Stelle stand bis eben noch eine kritische Abhandlung über den momentanen Affenzirkus um Katar, über Saudi-Arabien, Lügen, Doppelmoral, Arschkriecherei und der Rolle des orangegelben Gottseibeiuns. Aber während ich schrieb und recherchierte, wurde folgender Artikel von unserer vollzensierten Staatsgazette Gulf News ins Netz gestellt:
http://gulfnews.com/news/uae/government/qatari-sympathisers-to-face-fine-jail-1.2039631
Bäng, eine vorn Latz geknallt bekommen. Danke für die Erinnerung, dass man keine andere Meinung als die des Staates haben darf. Vorsichtig muss man sein, klar, denn wir Expats sind ja nur Gäste. Aber solche Deutlichkeit ist durchaus neu. Wie uncool, wie unsouverän.
Ohnehin überschlagen sich die Meldungen gerade: Der alles auslösende Hacker-Angriff war scheints von den Russen (die schon wieder), und in Teheran gab es einen Terroranschlag, der in direkten Zusammenhang mit der Katar-Krise stehen und daher als Kriegsgrund herhalten könnte.
Mal sehen wie's ausgeht, möglich ist alles: Qatar gibt klein bei, der Anschlag in Teheran hat nichts damit zu tun, alles beruhigt sich innerhalb von zwei Wochen. Oder Saudi blockiert die Seewege um Katar, hungert es aus und marschiert als Aggressor (Verzeihung: Befreier) kurz danach ein. Oder der Anschlag ist kein Zufall, Teheran mischt sich ein und es kommt zum Krieg - alles ausgelöst vom Großen Geisteskranken aus Amerika.
Besser schon mal die Koffer entstauben. Dieser Videobeitrag (Link) bietet eine Interpretation der Hintergründe zur Krise. Ein deutsches Highlight auch diese Meldung (Link). Absolut nichts, was nun die Moralheuchler quer durch die Fraktionen von sich geben, ist neu in Bezug auf Katar. Und dabei geben sie auch noch vor, die Geschichte vom alleinigbösen Emir zu glauben, während wir weiterhin Leos an die Saudis liefern. Mir fehlen die Worte.
Donnerstag, 1. Juni 2017
Der Inschinör hat’s gar nicht schwör
Heute vor einem Vierteljahrhundert hatte ich meinen ersten Tag bei einem „großen deutschen Elektrokonzern“. Da war ich knapp halb so alt wie jetzt. Wie jung werde ich also dieses Jahr noch, inshallah? Genau, es ist unaussprechlich.
Ursprünglich wollte ich ja nur ein paar Jahre beim Konzern bleiben, aber ruckzuck wurden über 20 draus. Das liegt unter anderem daran, dass bei internationalen Großprojekten, wie ich sie mag, die Zeit vergeht, ohne dass es langweilig wird.
Wenn ich alles zusammenrechne, stelle ich erstaunt fest, dass ich von den 25 Jahren genau die Hälfte im Ausland gewesen bin: Fünf Jahre USA, zwei plus vier Jahre Dubai, ein Jahr in Tel Aviv, und diverse Trips nach Hongkong, Madrid, London und Paris. An den Ortsnamen merkt man schon: Das Flughafengeschäft hat seinen Reiz.
Dabei kann ich nicht sagen, dass ich viel gereist wäre oder besonders viele Orte und Länder gesehen hätte. Stattdessen habe ich es immer vorgezogen, mit Familie für länger an Ort und Stelle zu leben und zu arbeiten, mit allem, was dazugehört. Erst diese Immersion erlaubt einem, eine andere Kultur richtig kennenzulernen, denn ein Land oder Volk ist weitaus vielschichtiger, als man es durch die Medien gewöhnlich vermittelt bekommt. Sogar die Amis. Gerade die Amis.
Es ermöglicht außerdem, Deutschland mit anderen Augen zu sehen, denn: Ein System nur von innen heraus zu beurteilen, bliebe unvollständig. Es braucht immer auch die Außenansicht. Vor allem in USA und Israel habe ich viele Gegenthesen zu meinen typisch deutschen, tlw. noch von meiner kleinstädtischen Herkunft geprägten („He’s from Ohio“, würde man drüben sagen), scheinbar festen Überzeugungen erfahren, und fast alle hatten im jeweiligen Kontext ihre Berechtigung, zumindest aber eine Erklärung.
Besonders schön und wichtig war dabei, dass wir als Familie immer zusammen waren. Wir hatten unsere stabile Basis, haben alles gemeinsam erlebt, keinen Schaden davongetragen, dabei ein bisschen Karriere gemacht (war uns aber nie wichtig) und unsere Kinder großgezogen. Die Wertschätzung für die europäische Idee und Kultur wurde dabei nur größer, der Heimatbegriff weiter: Ich sehe mich vor allem als Europäer, nicht so sehr als Deutscher oder gar - ja brunzverreck - als Schweiferter.
Jedenfalls: Es ist viel leichter als die meisten denken. Ein bisschen flexibel muss man halt sein, physisch und mental, und dann kann man eigentlich nur gewinnen. Das Schwierigste ist, wenn die Karawane nach Jahren weiterzieht. Nicht nur Freunde bleiben zurück, sondern immer auch ein Teil von einem selbst. Die Frage, wo ich denn nun zu Hause bin, kann ich nicht bündig beantworten, schließe mich aber im Zweifelsfall der pragmatischen Haltung unserer Kinder an:
Home is, where the Wi-Fi is!
Zum Schluss, passend zu meiner Profession, zwei Witze mit persönlichem Bezug: Wie manche Projekte laufen, und wo wir so unsere Probleme mit "unvollständigen Spezifikationen" haben.
My wife said: "Please go to the store and buy a carton of milk and if they have eggs, get six." I came back with 6 cartons of milk. She said, "why in the hell did you buy six cartons of milk". I said: "They had eggs".
Ursprünglich wollte ich ja nur ein paar Jahre beim Konzern bleiben, aber ruckzuck wurden über 20 draus. Das liegt unter anderem daran, dass bei internationalen Großprojekten, wie ich sie mag, die Zeit vergeht, ohne dass es langweilig wird.
Wenn ich alles zusammenrechne, stelle ich erstaunt fest, dass ich von den 25 Jahren genau die Hälfte im Ausland gewesen bin: Fünf Jahre USA, zwei plus vier Jahre Dubai, ein Jahr in Tel Aviv, und diverse Trips nach Hongkong, Madrid, London und Paris. An den Ortsnamen merkt man schon: Das Flughafengeschäft hat seinen Reiz.
Dabei kann ich nicht sagen, dass ich viel gereist wäre oder besonders viele Orte und Länder gesehen hätte. Stattdessen habe ich es immer vorgezogen, mit Familie für länger an Ort und Stelle zu leben und zu arbeiten, mit allem, was dazugehört. Erst diese Immersion erlaubt einem, eine andere Kultur richtig kennenzulernen, denn ein Land oder Volk ist weitaus vielschichtiger, als man es durch die Medien gewöhnlich vermittelt bekommt. Sogar die Amis. Gerade die Amis.
Es ermöglicht außerdem, Deutschland mit anderen Augen zu sehen, denn: Ein System nur von innen heraus zu beurteilen, bliebe unvollständig. Es braucht immer auch die Außenansicht. Vor allem in USA und Israel habe ich viele Gegenthesen zu meinen typisch deutschen, tlw. noch von meiner kleinstädtischen Herkunft geprägten („He’s from Ohio“, würde man drüben sagen), scheinbar festen Überzeugungen erfahren, und fast alle hatten im jeweiligen Kontext ihre Berechtigung, zumindest aber eine Erklärung.
Besonders schön und wichtig war dabei, dass wir als Familie immer zusammen waren. Wir hatten unsere stabile Basis, haben alles gemeinsam erlebt, keinen Schaden davongetragen, dabei ein bisschen Karriere gemacht (war uns aber nie wichtig) und unsere Kinder großgezogen. Die Wertschätzung für die europäische Idee und Kultur wurde dabei nur größer, der Heimatbegriff weiter: Ich sehe mich vor allem als Europäer, nicht so sehr als Deutscher oder gar - ja brunzverreck - als Schweiferter.
Jedenfalls: Es ist viel leichter als die meisten denken. Ein bisschen flexibel muss man halt sein, physisch und mental, und dann kann man eigentlich nur gewinnen. Das Schwierigste ist, wenn die Karawane nach Jahren weiterzieht. Nicht nur Freunde bleiben zurück, sondern immer auch ein Teil von einem selbst. Die Frage, wo ich denn nun zu Hause bin, kann ich nicht bündig beantworten, schließe mich aber im Zweifelsfall der pragmatischen Haltung unserer Kinder an:
Home is, where the Wi-Fi is!
Zum Schluss, passend zu meiner Profession, zwei Witze mit persönlichem Bezug: Wie manche Projekte laufen, und wo wir so unsere Probleme mit "unvollständigen Spezifikationen" haben.
My wife said: "Please go to the store and buy a carton of milk and if they have eggs, get six." I came back with 6 cartons of milk. She said, "why in the hell did you buy six cartons of milk". I said: "They had eggs".
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