Freitag, 26. Februar 2016

Jazz am Wochenende

Kurz nach Lenas Geburtstag muss jemand den Wetterschalter von "Winter" auf "Sommer" umgestellt haben, denn wir kratzen schon wieder hart an der 30-Grad-Schwelle. Jetzt kühlt es abends zwar nicht mehr so ab, hat aber den Vorteil, dass es abends nicht mehr so abkühlt. Soll heißen, man kann länger am Pool oder am Meer bleiben und den Morgenkaffee im Garten genießen.

Auch gestern war es ein lauer Abend mit den Mädels beim Dubai Jazz Festival. Santana und Sting fanden es hier wohl ganz nett, denn beide sind nach ihren Auftritten 2014 und 2015 zurückgekommen. Die Wahl fiel auf Sting, der vom Jazztrompeter und alten Bandkollegen Chris Botti mitgebracht wurde. Wir hofften, dass damit das Jazz Festival wieder jazziger werden würde. Das war dann auch der Fall, solange er mit seinen hervorragenden Musikern alleine spielte. Sting kam erst später auf die Bühne und brachte vor allem die alten Hits.

Zuvor legte David Gray, der mit seinem Hit Babylon bekannt wurde, einen super Auftritt hin. Insgesamt waren es über vier Stunden Programm bis nach Mitternacht.

Die typische Dubai Crowd in Media City

Erst eine Weile Jazz, dann Sting.

Der Bart ist ab.

Im Duett mit Chris Botti

Aus lauter Gewohnheit hier wieder ein Mitschnitt. Meine persönliche Hoffnung war ja, dass er einiges aus dem relativ jazzigen Album "Nothing Like the Sun" spielen würde, denn die vielen Klarinetten-Parts hätte man gut auf die Trompete übertragen können. Hat er zwar nicht, macht aber nix.


Sonntag, 21. Februar 2016

Ein Tag am Creek...

...ist immer nett. Mit seinem historischen Viertel, vielen Restaurants und den Soukhs für Gold, Gewürze und Textilien gehört er zum Pflichtprogramm für jeden Besucher.

Der Dubai Creek ist ein Meeresarm, der sich einige hundert Meter weit in die Wüste hineinschlängelt und in einem Naturschutzgebiet mit Mangrovenwald und Flamingos endet. Das Fischerdörfchen Dubai nahm dort seinen Anfang. Diese Aufnahme dürfte vor ungefähr 100 Jahren gemacht worden sein:


Heute ist der Creek das touristische, alte Zentrum der Stadt. Wer ans andere Ufer will steigt in eine Abra, zahlt einen Dirham und tuckert kurz rüber.


Eine Nummer größer sind die Dhows. Das sind historisch anmutende, aber hochseetüchtige Lastkähne, die für den "kleinen Handel" zwischen Indien und den UAE im Einsatz sind. Von Zwiebeln bis Kühlschränken wird alles transportiert.


Die ganz dicken Dinger, die Kreuzfahrtschiffe, warten im alten Hafen und überragen alles.


Optional mietet man sich mal eine kleine Yacht, oder bucht eine "Dhow Cruise" mit Abendessen und Tanzeinlage. Das typische "Team Building Event", mir hängt's schon zum Hals raus.


In den Gassen hinter der Küstenstraße herrscht typisch arabische Betriebsamkeit und praktisch immer Stau.


Der Goldsoukh - keineswegs historisch - verkauft Schmuck im indischen Stil. Was hier glänzt ist wirklich Gold, und über Geschmack lässt sich nicht streiten.


Man gibt sich auch Mühe, die wenigen historischen Artefakte vorzeigbar zu halten. Da fast nichts erhalten ist, hat man es eben einigermaßen authentisch als Freilichtmuseum nachgebaut.


Donnerstag, 11. Februar 2016

Zum Glück eine Ministerin

Wir haben nun ein Glücksministerium. Finde ich toll! Vielleicht klingt es wie eine dieser verrückten Ideen aus tausendundeiner Nacht, vielleicht könnte man sich auch an Aldous Huxleys Schöne Neue Welt erinnert fühlen. Das wäre jedoch falsch.

Anlass ist eine größere Kabinettsumbildung, über deren Details dieser Artikel (hier klicken) Aufschluss gibt.


Tatsache ist, dass man die UAE und insbesondere Dubai als ein riesiges Experiment ansehen muss, eines mit vollem Einsatz und nicht geringem Risikofaktor. Es geht darum, sich vom Öl unabhängig zu machen. Gelingt dies nicht, sitzen alle bald wieder auf ihren Kamelen, weil niemand mehr hier ist, um die dicken Land Cruiser zu reparieren.

Dubai setzt dabei auf Tourismus und Handel. Dazu gehören all die verrückten Projekte, die in der restlichen Welt Schlagzeilen machen, aber auch die größte Freihandelszone der Welt, eine topmoderne Infrastruktur und eine liberale und klar geregelte Wirtschaftspolitik. Bis jetzt geht der Plan auf, Dubais Öl-Anteil am BIP beträgt nur noch fünf bis zehn Prozent.

Ständig ändert sich etwas, nicht nur am Stadtbild, sondern auch wie die Gesellschaft organisiert ist, wie sie Geschäfte abwickelt, und welche Pläne sie für die Zukunft hat. Die Wirtschaftskrise hatte dabei manches zurechtgerückt, aber jetzt wird wieder visioniert und gebaut, was das Zeug hält.

Bei all dem Wandel ist es nur konsequent, auch mal die Konfiguration der Regierung auf den Prüfstand zu stellen und anzupassen. Ganz im Sinne der Emiratisierung ist auch das Alter unser neuen Glücksministerin nicht überraschend: 29.


Unter den sieben neuen Ministern sind vier Frauen. Die ebenfalls neue Jugendministerin ist erst 22 Jahre alt. Oxford-Absolventin, by the way. Das nenne ich progressiv!

Das Ziel der Happiness ist kein Witz. Wenn das Große Experiment gelingen soll, ist es wichtig, alle bei Laune zu halten: Die Emiratis, damit sie endlich richtig mitmachen und ihr Land führen, und wir Expats, um eben die Land Cruiser zu reparieren. Unser Sheikh Mo ist ja nicht doof, der weiß sowas.

Daher also, als nahezu logischer Schritt, die Schaffung unseres Glücksmysteriums - Verzeihung, Glücksministeriums. Ein schöner Begriff und allemal besser als vieles, was sonst so in der Welt passiert. Gerade hier im Mittleren Osten.

Freitag, 5. Februar 2016

Am Berg gescheitert

Der Plan war, den Jebel Hatta zu bezwingen. Ein Berg, der groß, fern und unzugänglich mitten im Hajargebirge an der Grenze zum Oman steht. Nur zu erreichen über einen 10 km Gewaltmarsch durch raue Wadis, um dann am Ende 800 steile Höhenmeter zu überwinden.

Was haben wir uns nur dabei gedacht? Wir kamen nicht mal in die Nähe des verdammten Berges!

Ganz so naiv waren wir natürlich nicht. Grundlage waren Internetrecherche und Tourberichte von Leuten, die den Berg von omanischer Seite packen konnten (gerade so...). Allerdings musste ich eine neue Route von UAE-Seite aus finden, die ich dann mit Google Earth in Farbe und 3D mit allen Schikanen ausgearbeitet hatte:


Wir wussten schon von früheren Touren, dass man im Gelände nicht mehr als 2 km/h einplanen kann. Also hatten wir ein Basecamp eingerichtet und sind dann im Frühtau zu Berge gezogen, mit zwölf Stunden Tageslicht vor uns, etlichen Flaschen Gatorade und sogar Stirnlampen.


Anfänglich lief alles nach Plan. Es blieb kühl und wir kamen gut voran. Die Wadis waren reizend anzusehen. Auch das GPS hat uns dank meiner Superplanung immer richtig durch das Labyrinth gelotst (okay, zweimal mussten wir ein bisschen korrigieren).


Es dauerte nicht lange, und die Dinge wurden komplizierter. Etliche Hindernisse mussten überwunden werden, und ich war froh um meine alten Fahrradhandschuhe. Die Felsen in dem Gebiet sind nämlich scharfkantig und oft auch locker.


Natürlich macht die Kraxelei auch tierisch Spaß. Nach einer Weile merkt man aber den Unterschied zwischen einem wilden Wadi und vom Alpenverein markierten Wanderpfaden. Frag einfach deine Oberschenkel!


Zwischendurch ging's dann auch wieder mal relativ normal und eben weiter. Trotzdem muss man bei jedem Schritt aufpassen, wohin man den Fuß setzt. Alpines Schuhwerk mit gutem Seitenhalt erspart den Rettungshubschrauber und eine unehrenhafte Erwähnung in der Gulf News.


Zu meiner Überraschung war das Wadi schon relativ trocken, trotz einiger vorangegangener Regentage. Das war wohl auch besser so, denn wir mussten durch einige feuchte Senken, die man sonst nur hätte durchschwimmen können. Leider haben wir keine Reptilien gesehen.


Hier haben wir gerade das Joch bezwungen, das in jenes Wadi führt, welches zur Oman-Route gehört und einen zum Berg bringt. Unter uns lag ein zerklüftetes System von tiefen Canyons, sehr mächtig, sehr beeindruckend.


Als wir endlich im Tal waren und die richtige Schlucht gefunden hatten, waren alle Ü40er schon ziemlich am Ende, nur unser Ironman nicht. Und der Berg, unser Ziel, wollte nach acht Kilometern und vier Stunden Haatsch ums Verrecken nicht nähergekommen. Siehe hier:


Es war nun klar, dass wir die Return Time um Längen verpassen und bestenfalls scheintot oben ankommen würden. Wir hätten jetzt ein weiteres Camp gebraucht, und ein paar Sherpas, die Bier, Grill und Würstchen hingetragen hätten. So aber blieb nur die Umkehr.


Immerhin hatten wir jetzt alle Zeit der Welt und keinen Druck mehr. Nur noch müde Beine und weiche Knie. An einer Stelle wurde es nochmal recht knifflig. Wir hatten die Wahl zwischen Umweg oder gefühlt senkrecht runter. Challenge bestanden!


Acht Stunden später kamen wir reichlich platt zurück am Basecamp an. Selbst dem Ironman war was anzumerken, bildete ich mir ein. Von uns Alten gar nicht zu reden. Aber eines steht fest: Auch ohne unser Ziel erreicht zu haben, war das eine klasse Tour in einer wunderschönen Landschaft.


Warum wir "gescheitert" sind, erstens: Ein Kilometer Wadikraxeln ist wie drei Kilometer Wandern. Zweitens: Auf Satellitenbildern via Polygon abgesteckte Strecken sind in echt noch um ein Viertel länger. Drittens: Der Übergang zwischen den Wadis war unerwartet schwierig und gab uns den Rest. Viertens: Wir sind halt keine 20 mehr und die Knochen werden langsam morsch. Das muss man sich einfach eingestehen. An einer besseren Kondition kann man aber durchaus arbeiten.

Das nächste mal backen wir wieder kleinere Brötchen. Es wird hoffentlich noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis der Track rollatorkompatibel sein muss.