Samstag, 27. Juni 2015

Ramadan - Mannomann

Hier ist Ramadan, der islamische Fastenmonat. Dieser verschiebt sich wegen des mondbasierten Islam-Kalenders jedes Jahr um 11 Tage nach vorn. Wir befinden uns gerade im Jahr 1436 des Propheten. Sozusagen Mondzeit. Oder Hinter-dem-Mond-Zeit. Selbst die Subkontinentler sind schon bei 1937 angelangt, und die Juden schlägt mit 5775 sowieso keiner.

Ramadan und die christliche Fastenzeit sind nicht so verschieden: Fasten, Besinnung, zur Ruhe kommen etc. pp. Oder auch mal eine Weile niemanden vom Nachbarstamm abschlachten, nur weil der an eine andere Schuhgröße des Propheten glaubt - Sure 9 Vers 5 oder was auch immer dafür herhalten muss. Naja, als die ach so christliche Welt im Jahr 1436 angelangt war, war sie wohl auch nicht besser.

In diesen vier Wochen soll der Moslem unter anderem mehr beten, mehr spenden, weniger fluchen und lügen, und tagsüber nichts trinken, nichts essen, nicht rauchen und keinen Sex haben. Wie ungesund - nichts zu trinken bei 40 Grad im Schatten. Unser Gärtner, ein Pakistani, steht täglich kurz vom dem Hitzetod und sieht auch so aus. Kann man aber nichts machen, wegen Inshallah.

(Einschub: Inshallah muss hier für jegliches Versagen von Mensch und Material herhalten. Wie zum Beispiel in "Tomorrow I come and fix your air condition, Inshalla, my friend!". Direkte Übersetzung unter Expats: "No fucking chance!" Schlimmer noch: Der Araber, der seine fünf Kinder nicht anschnallt und lieber im Auto rumhüpfen lässt, baut einen Unfall, drei Kinder sterben, war halt Inshallah, nicht seine eigene Blödheit.)

Zum Iftar, dem Fastenbrechen nach einem sehr langen Gebet, war ursprünglich mal ein leichtes Abendessen im Konzept verankert, angefangen mit einer Dattel. Sicherlich wird das woanders auch so gehalten, aber nicht so hier, nein. In den Golfstaaten wird gefressen, was das Zeug hält, bis in die Nacht. Nirgendwo sonst nehmen die "Fastenden" zu statt ab während dieser Zeit, und nie sind die Krankenhäuser so voll von denen, die ein Pfefferminzblättchen zu viel genommen haben.

Als Ungläubiger wird man nicht gleich ausgepeitscht, wenn man nicht mitmacht. Man darf nur tagsüber in der Öffentlichkeit nichts trinken oder essen, auch im Auto nicht. Wir ziehen uns zum Essen einfach zurück, um die Ramadaner nicht unnötig leiden zu lassen. Schul- und Arbeitszeiten sind verkürzt, und um 14 Uhr rast dann dieses komplett dehydrierte Volk gleichzeitig nach Hause, die meisten auch noch auf Nikotinentzug. Da bleibt man besser wo man ist.

Zur religiösen Folklore gehört, dass der Mond tatsächlich gesichtet werden muss, um den Ramadan ausrufen zu können. So weiß man in der Regel erst einen Tag im voraus, dass es nun losgeht. Sollten die Wolken nicht weichen, fragt man halt im Nachbarland an, ob dort das Wetter besser ist.

Am Ende dann das Abschlussfest Id al-Fitr. Zwei Feiertage für alle, wenn sie denn nicht wieder "zufällig" aufs Wochenende fallen. Das geht aber in Ordnung,  denn wir kriegen zwei Compensation Days dafür.

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