Samstag, 28. Januar 2017

Sinnloses Geballer

Es ist genau 30 Jahre her, als ich mit einer Knarre in der Hand scharf geschossen hatte. Das war natürlich bei der Bundeswehr, im guten alten Kalten Krieg, als noch klare Verhältnisse herrschten. Ich war wahrlich kein Meister am G3, mit der P1 schon gar nicht, aber Spaß gemacht hat's durchaus!

Deshalb stand auf meiner Dubai Bucket List schon lange ein Besuch auf dem hiesigen Schießstand. Auch Carl war gespannt drauf, weil er an der Jahrmarktschießbude immer abräumt und neulich im Geldersheimer Schützenverein mit dem Luftgewehr mal eben locker das Bullseye perforiert hat.

Heute haben wir uns also für eine Runde Tontaubenschießen (Clay Shooting) im Jebel Ali Shooting Club eingefunden. Wie in Dubai üblich, nehmen sie's dort von den Lebenden, jeder Schuss 10 Dirham (Zwoeurofuffzig!!!). Dafür hätte der Schießstand schon ein  bisschen schöner gestaltet sein können! Clubmitglieder (4000 Dirham Jahresbeitrag) kriegen Rabatt, der sich aber erst rechnet, wenn man pro Woche mindestens einmal schießen geht. Damit kommt man immer noch auf 3300 Euro im Jahr - das Preisniveau hierzulande erstaunt mich manchmal immer noch!

Egal, einmal musste sein. Zuerst gab es eine Einführung, dann haben wir unsere 2x25 Schuss recht zügig verballert. Die doppelläufige Schrotflinte lag gut in der Hand, hatte keinen großen Rückstoß und war auch nicht allzu laut.


Man kann nicht gerade von einer natürlichen, ästhetischen Haltung sprechen, wenn man im Stehen schiesst. Das muss aber so, sagte der Trainer!


Für uns Anfänger fliegen die Wurfscheiben gerade von einem weg. Flögen sie seitlich, wäre es deutlich schwieriger. Eine Scheibe hat die Größe einer Untertasse.


Das war kurzweilig, aber auch kurz. Zusammen haben wir 9 mal getroffen, immerhin. Ich dachte eh, ich gehe mit 0 Punkten nach Hause, also bitte. Das nächste Mal (wenn der finanzielle Schock verdaut ist) probieren wir die Revolver!!!


Montag, 23. Januar 2017

Unser Canale Grande

Ideen muss man haben! Dubais Entwicklung verläuft rasant, dauernd verändert sich das Stadtbild. Neue Straßen, Wolkenkratzer und Wohnviertel entstehen über Nacht, jedenfalls gefühlt, und kaum einer wundert sich. Unsere neueste Attraktion, der Dubai Water Canal, ist dabei trotzdem etwas besonderes.


Die Vision dazu wurde schon vor langer Zeit geboren: Man verlängere einfach den Dubai Creek in einem 12 km weiten Bogen und baue einen Kanal mitten durch die Stadt bis zurück zum Meer. (Der Creek ist ein tief ins Land reichender Meeresarm, der in einem Mangrovenwald endet und an dessen Mündung das Fischerdörfchen Dubai seinen Anfang nahm).


Gesagt, getan, dazwischen wegen der Krise auf Eis gelegt, nun eröffnet. Das Ergebnis ist besser, und das Erlebnis eindrucksvoller, als ich notorischer Skeptiker es erwartet hätte. So ein Wasserweg wertet jede Stadt eben ungemein auf. Schöne Hochhauskulisse:



Abends und nachts ist es dort am schönsten. Die Areale an den Seiten des Kanals liegen baubedingt noch brach und werden nun entwickelt. Es entstehen Radwege, Parks, Wohnviertel, und natürlich auch Restaurants, Burgerbuden und Cafes direkt am Wasser.


Interessant aus bautechnischer Sicht: Die Hauptverkehrsader Dubais, die zwölfspurige Sheikh-Zayed-Road, wurde auf eine Brücke angehoben, ohne einen einzigen Tag den Verkehrsfluss zu unterbrechen.


Die Fußgängerbrücken sind architektonisch interessant und behindertengerecht. Wo eine Treppe ist, ist auch ein Aufzug.



Typisch Dubai: Die blauen Straßenlaternen pulsieren nach einem über die gesamte Länge synchronisierten Muster. An den Masten kann man sein Handy aufladen. Überall hat man kostenloses und schnelles WLAN. Aus Bose-Lautsprechern in den Blumenkästen dringt dezente Musik. In Deutschland undenkbar, denn die Aufbauten wären innerhalb weniger Tage zerstört oder geklaut.



Unter den Brücken wurden großzügige Parkplätze angelegt, diverse Buslinien und die Dubai Metro halten direkt am Kanal. Ach ja, Bootfahren kann man natürlich auch: Z.B. mit der eigenen Yacht, oder für arme Schlucker wie uns eben mit der Dubai Ferry. Hier erkennt man den Selfie-Profi:


Wir Dubaianer lieben es! So geht Stadtentwicklung, wenn man die Freiheiten hat, kühne Ideen umzusetzen.

Sonntag, 1. Januar 2017

Na dann, frohes Neues!

Weil ich vor einem Jahr mit meinem verhalten hoffnungsvollen Blick auf 2016 sowas von daneben lag, sollte ich diesmal besser gar nichts sagen. Außer vielleicht: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Oder: Die Menschheit ist dumm und bleibt es bis auf weiteres. Das bisschen Zivilisation, das wir mühsam zustande gebracht haben, ist ein dünnes Mäntelchen, unter dem ein böses Tier steckt.

Wahrscheinlich geht's mir so wie den meisten: Im Privaten gut, an der Weltlage verzweifelnd. In der Tat haben wir keinen Grund, uns zu beschweren. Alle gesund, gute Jobs, wir gönnen uns was, die Kinder machen sich, und sogar der Pubertäter hat manchmal lichte Momente. Da wäre es schön, wenn man ähnliches an der Gesellschaft beobachten könnte, aber leider ist zur Zeit meistens nur das Gegenteil festzustellen.

Wir werden viel Glück brauchen, und es wird wohl erst noch schlimmer kommen müssen, bevor es besser werden kann. Die Frage ist nur: Wie schlimm? Die vorhandenen Parallelen zu den Dreißigerjahren sind jedenfalls kein Anlass zur Beruhigung. Wir können als moralisch-rational handelnde Individuen einiges zum Besseren drehen, aber Typen wie Trump, Putin, Erdogan werden uns dabei nicht helfen - die haben eine andere Agenda, so gewöhnlich wie abstoßend: Macht und Geld. Und warum? Weil sie alle einen kleinen Schwanz haben, darum! Wollen wir wetten?

Dabei sind diese Egomanen, Psychopathen und Ziegentreiber ja mehr Symptom als Ursache für die gegenwärtige Entwicklung, auch wenn sie diese freilich verstärken: Hin zu Kleinstaaterei und Abschottung, Aufrüstung und Krieg, Diskriminierung von Minderheiten und blankem Rassismus, zur Eliten-Verachtung und Wissenschaftsfeindlichkeit. Hin zum Post-Faktischen eben, oder kurz: zur VERBLÖDUNG. Es wird noch lange dauern, bis dieser Trend überwunden sein wird. Was dazwischen liegt, ist unbekannt.

Jedenfalls kann ich mir nicht helfen mit meinem Pessimismus, sorry für die schlechte Stimmung hier im Blog. Soviel glücksbringende Silvester-Marzipanschweine kann man gar nicht essen wie es brauchen würde. Unser lokaler Supermarkt hatte deshalb ein neues Angebot in der Theke, und aus Marzipan war es sicher nicht: