Sonntag, 27. November 2016

Der Bayernhimmel in Dubai

Vom alljährlichen Check-Up bei Dr. Chris ist vor allem der folgende, wortwörtlich und äußerst positive Befund hervorzuheben: Ich habe eine Traumleber (sic!). Da wundere ich mich gleich noch mehr, dass bei der Registrierung zu meiner Nasen-OP im Anamneseblatt "Alcohol abuse" steht, nur weil ich angemerkt hatte, dass ich mir ein tägliches Feierabendbier gönne. Meine Güte. Ich würde eher sagen, es ist simples Erhaltungstraining für ein extrem wichtiges Organ!

Wir haben es begossen mit einem Besuch im Hofbräuhaus im JW Marriott Hotel in Deira, dem alten Stadtviertel nördlich des Creeks. Dort ist noch alles aus der Zeit vor dem letzten Bauboom, und es erinnert mich immer auf schöne Art an meine ersten Dubai-Tage 2004. Carl gelüstete es nach einem echten Schnitzel, mir nach gutem weil bayerischem Fassbier. Für einen kurzen Moment kam fast sowas wie Heimweh auf - nichts, was man mit einem Extrabier nicht hat wegspülen können, gell! 



Samstag, 19. November 2016

Halleluja, ein Supermond!

Gegenüber uns hat Leonard Cohen jetzt den Vorteil, dass er sich nicht mehr die hunderste verhunzte Version von "Hallelujah" anhören muss. Nicht jede singende Hipstertruppe muss meinen, sie würde mit einer überkandidelten A-Cappella-Version das Werk des Musikers würdigen, wirklich nicht. Es wäre auch keine Überraschung, wenn binnen zwei Jahren sein Leben als ein weiteres Musical verwurstet wird, das die Welt nicht braucht. Titel: Hallelujah.

Gut dazu gepasst hat der zweite Hype der Woche, der super Supermond. Zur Wiederholung: Vollmond und Perigäum (erdnächster Punkt) fielen zusammen, so wie vor einem Jahr auch schon, und das Jahr davor, und davor... alle 13,6 Monate eben, das konnten schon die Dinosaurier beobachten, falls sie aufgepasst haben.

Es sind ja alles nur ellipsenähnliche Bewegungen. Und wer in Trigonometrie nicht gepennt hat, weiß, dass Veränderungen um die Extremwerte der Sinuskurve am kleinsten sind. Im konkreten Fall: Der Vollmond erschien ganze 0.6% größer als im Vormonat, ta-daaa... Oder in Kurzform: Das Märchen vom Supermond ist Esoterikscheiße für Spinner und Leichtgläubige, mehr nicht, geprägt von einem Astrologen, und bereitwillig von den Medien aufgenommen. 

Warum ist dort die Rede vom "größten Mond seit 1948" und ähnlichem? Weil er diesmal rund 1500 km näher ist als im Durchschnitt der Perigäumsdistanz. Das entspricht 0,4% Abweichung und ist irrelevant. Trotzdem hat es die Leute nicht davon abgehalten, an den Rand der Wüste zu ziehen und dort unbrauchbare Handyfotos zu machen.


Obiges Bild zeigt den Supermond am Supermondtag von der Palmeninsel aus gesehen, mit dem Burj al Arab und dem Jumeirah Beach Hotel. Dort oben, in der schicken Uptown Bar, saßen wir kurz vorher bei Cocktail und Oliven mit meinem Cousinchen, die mit Mann auf Kurzbesuch vorbeikam. Größer wäre der Mond allerhöchstens durch weitere Mojitos geworden. Schöne Aussicht:


Am selben Abend besuchten wir noch zusammen eine Soirée, die alljährlich vom Centre for Musical Arts in der Privatresidenz deren Chefin abgehalten wird. Dort bleibt kein geringer Teil unseres Einkommens, denn wir sind seit Jahren Stammkunden für Gesang, Gitarre, Cello, Querflöte, Klavier und kurzzeitig sogar Schlagzeug. Conny bekam großen Applaus, verweigert mir hier aber die Veröffentlichungsrechte.


Der Chor der Musikschule hat ebenfalls etwas vorgetragen, and guess what: Hallelujah, von Leonard Cohen! Drei Tage nach seinem Tod, aber einen Tag vor dessen Bekanntwerden. Zusammenhänge sind also auszuschließen.

Was noch so los war: Flag Day vor einigen Tagen, an dem das Land sich seiner Einheit und seiner Werte erinnert. Das ist vor allem ein Tag der Emiratis. Wir machten einen ausgedehnten Strandspaziergang und fanden uns in einem Flaggenmeer à la Christo wieder.


Zudem haben wir ein neues Kunstviertel besucht, über das ich ein andermal schreiben werde. Contemporary Art hält Einzug in Dubai. Dazu gehörte auch das Kammerstück "Red", aufgeführt vor kleinem Publikum in einer Gallerie. Das war mal etwas völlig neues, so dicht dran am Geschehen.


Es ist also immer noch was los, langweilig wird uns nicht. Und: Vorgestern dann haben wir etwas Neues gemacht: Spontan und nur zu zweit sind wir in die Wüste entflohen, haben das Zelt aufgeschlagen, eine Flasche Wein geköpft und ganz tiefenentspannt die Ruhe genossen. Wiederholungswürdig.




Freitag, 11. November 2016

Erster Ausritt der Saison



Sorry für die miese Auflösung. Die GoPro hatte eigenmächtig auf WVGA umgestellt, dafür aber mit 240 fps aufgenommen - na toll!

Samstag, 5. November 2016

Der Jam des Monats

Neulich beim Musikalischen Picknick. Conny hat an der Deutsch-Internationalen Schule die musikalische Leitung inne und die Veranstaltung organisiert. Man trifft sich zum Schmaus auf dem Rasen im Innenhof, während Schüler in lockerer Folge auf der Bühne etwas darbieten. Ohne Anspruch auf Perfektion, Mitmachen ist alles, Hauptsache, man traut sich. Es war das erste Mal, ein Versuch, mit relativ wenigen Künstlern und kleinem Publikum, aber ausbaufähig. Zu Anfang saßen alle - typisch deutsch - schön in Reih und Glied und harrten der Dinge. Conny musste via Anmoderation quasi den Befehl geben, sich mal picknicktypisch locker zu machen, und das hat dann mit der Zeit auch geklappt.


Die paar Nummern waren schnell durch, man blieb noch ein Weilchen, unterhielt sich und fing an, so langsam aufzubrechen. Bis Carl seine Gitarre wieder auspackte. Dann ging's los:



Was haben wir gestaunt. Seit Carl vor zwei Monaten die klassische Gitarre in die Ecke gestellt und meine gute Stratocaster vereinnahmt hat, macht er rapide Fortschritte. Aber wen wundert's, bei uns ist seitdem ja auch jeden Tag Rockpalast daheim. Und es ändert auch nichts daran, dass man dieses Pubertier, was Schule angeht, jeden Tag mindestens einmal an die Wand klatschen möchte. Aber so sind's halt.