Freitag, 25. September 2015

Vienna in Dubai

Mal wieder ein Beitrag aus der Reihe "Helden der Rockgeschichte, die es immer noch drauf haben".

Die in dieser Saison für die Yas Arena in Abu Dhabi angekündigten "Top Acts" sind ein dreimaliger Griff ins Klo, nämlich 2x großer Mainstream-Scheiß (Bon Jovi, Dave Matthews Band) und 1x undifferenziertes Geschrubbe (Moetley Crue). Da sind wir froh, dass auf den kleinen Bühnen in Dubai besseres geboten wird.

Gestern hatten wir Midge Ure zu Gast im Irish Village Pub. Der hat nicht nur mit Bob Geldof das Life Aid Konzert 1985 organisiert und den Song dazu geschrieben, sondern war u.a. auch Frontman und Sänger der Band Ultravox. Wer könnte sich nicht an das hymnengleiche Vienna erinnern, oder The Voice, Dancing With Tears In My Eyes, und If I Was?

Draußen bei nur noch 30 Grad

Der Mann ist mit 61 Lenzen topfit

Merke: Die coolste Sau ist immer der Bassist

Obwohl ich damals stolzer Besitzer eines Korg Poly 800 war, konnte ich mit dem New-Wave-Stil nie viel anfangen. Ich war deshalb sehr gespannt, wie er die Synthi-lastigen Stücke live rüberbringen würde. Ganz einfach: Er hat sie konsequent verrockt. Damit wurde sogar das olle Fade to Grey wieder hörbar.


Der Gig war also weit besser als erhofft und dauerte nicht länger als es braucht um mich mit Guinness abzufüllen. Bei den hiesigen Bierpreisen geht einem glücklicherweise meistens das Bargeld aus, bevor man ernsthaft Schaden nimmt. Wäre auch zu schade, deswegen den Höhepunkt des Konzerts zu verpassen:


Nächster Termin: Texas im November.

Samstag, 19. September 2015

Ein königliches Opernhaus

Der erste Höhepunkt der Saison ist bereits genossen: Ein Besuch des Royal Opera House in Maskat, der Hauptstadt des Oman. Der Tenor Jonas Kaufmann gab dort ein einmaliges Gastspiel mit dem Tschechischen Nationalen Symphonieorchester. Der Mann gilt als Weltstar und kommt so schnell nicht wieder.

Wir haben die Kinder sich selbst überlassen, sind mit Oman Air rübergejettet und dort in einem preiswerten Hotel zwischen Oper und Strand für zwei Nächte abgestiegen. Das Hotel muss seine drei Sterne vor sehr langer Zeit bekommen haben. Es war dermaßen basic, dass wir uns fast wieder wie 20 fühlten und damals in dieser Preisklasse unterwegs waren. Wie romantisch!

Abends dann gab es Gemischtes auf italienisch zu hören, mal mit Gesang, mal nur das Orchester. Egal was, es war selbst für mich Klassikbanausen ein Genuss von selten erlebter Harmonie, Präzision und Emotion. Er ließ sich auch nicht lumpen und lieferte fünf Zugaben, teilweise auf deutsch gesungen.

Die Oper wurde 2011 eingeweiht und ist für sich schon einen Besuch wert. Ein sehr schönes Gebäude, das im inneren westliche Klassik und arabische Ornamentik stilvoll kombiniert. Ganz innovativ: An jedem Platz gibt es ein kleines Display, auf dem der gesungene Text auf arabisch und englisch angezeigt wird. Da hab ich endlich mal verstanden, was der Sänger vorne so rausknödelt. 


Das Royal Opera House in Muscat

Perfekte Akustik, bequemes Gestühl

Man darf auch ohne Krummdolch zum Pinkeln.

Der Star ganz nah, jeder konnte Fragen stellen.

Der Klassik-Fangemeinde in Maskat gehören viele Einheimische an, und die kennen sich dann auch wirklich aus. Sultan Qabus hat mit dem Opernhaus nicht nur einfach eine scheich-typische Vision realisiert, sondern betreibt damit auch ein ernsthaftes Unternehmen auf hohem Niveau. Ideen und Mut muss man haben, abgesehen vom Kleingeld.

Am nächsten Tag haben wir es uns am Strand gut gehen lassen und abends den alten Muttrah Souk besucht. Oman ist immer eine Reise wert. Die Kultur ist trotz Ölreichtums unverdorben, die Natur phantastisch, die Leute immer freundlich, und es geht viel entspannter zu als im hektischen Dubai. Sehr zu empfehlen.

Sicherheitsvideo - Der Zinken zeigt: Omanis haben Humor.

Nebensaison, wir hatten den Strand für uns.

Bald geht's wieder los. Die Krüge hoch!

Der uralte Muttrah Souk im Zentrum

Sonntag, 6. September 2015

Alles beim alten

Heute hatte nun auch die Deutsche Schule endlich ihren ersten Tag. Fast zehn Jahre und einige Rückschläge hat es gebraucht, bis der Neubau eröffnet werden konnte. Groß und modern, und zur Hälfte noch Baustelle.

Damit hat Saison 3 hier in Dubai für alle begonnen. Es ist das letzte Jahr, bevor der erste Vogel das Nest verlässt, und ich kann mich nicht so recht an den Gedanken gewöhnen. Zuwachs gab es nur bei den Haustieren, davon später mehr.

Der Urlaub in Dänemark war so sonnig wie noch nie und sehr erholsam. Anbei mal ein Bild vom dortigen Wandertag:


Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Es kühlt langsam ab (auf hohem Niveau), und in der Wüste bei der Al Ain Oase wurde ein Kameltreiber samt sechs Kamelen vom Blitz erschlagen. Sieben auf einen Streich, sozusagen. 

Außerdem hat das Land am Wochenende 45 Soldaten im Jemen bei einem Angriff der Huthi-Rebellen verloren. Rakete, Munitionslager, Volltreffer. Die Soldaten sind meist junge Emiratis, von denen es ja nicht so viele gibt. Hochgerechnet auf Deutschland muss man sich nur mal vorstellen, was 3000 tote Bundeswehrsoldaten für Politik und Gesellschaft bedeuten würden. Die Tragödie wird medial entsprechend aufbereitet, die Toten sind nun "Märtyrer". (Dachte immer, das sind die, die für ihren Glauben sterben zu müssen glauben ... also nicht die, die als Kanonenfutter in schmutzigen Stellvertreterkriegen dienen - in diesem Fall die Saudi-Allianz gegen Iran, Sunniten gegen Schiiten wie üblich.)

Das Flüchtlingsdrama in Europa ist das andere Großthema. Mutti Merkel ist die Heldin der Woche, und Deutschland macht gerade international Punkte. Nach Pegida, Freital & Co und der Griechenland-Züchtigung kann das ja nicht schaden. Wir haben alle das Bild vom kleinen Alan Kurdi gesehen. Hier die Version (Link zu Gulf News), die in deutschen Medien nicht zu sehen ist. Leider nur einer von vielen.